LESERINNENBRIEFE
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Risikoprüfung verschoben

■ betr.: „Pestizide in der Landwirtschaft“, taz vom 14. 5. 14

Das Umweltinstitut München warnt schon lange vor dem Einsatz von glyphosathaltigen Pflanzengiften und fordert sowohl das Verbot für den Einsatz in der Landwirtschaft als auch den Verkauf an Privatpersonen. Das Magazin Ökotest berichtete über neue Studien aus Frankreich und Argentinien, die ernste wissenschaftliche Zweifel an der Unbedenklichkeit von Glyphosat genährt hätten. Aber die EU hat eine für 2012 vorgesehene „Risikoprüfung“ auf das Jahr 2015 verschoben! Nachdem – nach Ökotest – auch Rückstände von Glyphosat in Mehl und Backwaren entdeckt wurden, wundert der Befund von Glyphosatrückständen im Urin auch von Menschen nicht, zumal Lebensmittel – im Gegensatz zu Früchten – nicht auf Pestizide untersucht werden müssen. Das sollte unbedingt korrigiert werden.

Wenn sich Glyphosatrückstände im menschlichen Organismus mehren, ist das wohl kaum noch als akzeptabel zu bezeichnen. Die Studien, auf die sich das Bundesinstitut für Risikobewertung beruft, werden meist von WissenschaftlerInnen erstellt, die mit Pflanzenherstellern engstens verbunden und daher nicht objektiv sind. Dass die deutsche Regierung die weitere Zulassung von Glyphosat in der Landwirtschaft beantragt hat, ist wohl kaum mit der Gefahrenabwehr für die Bevölkerung zu vereinbaren.

HELGA SCHNEIDER-LUDORFF, Oberursel

Von Bad-Bankern gelernt

■ betr.: „Die ehrliche Stromrechnung“, taz vom 14. 5. 14

Wie unter bestimmten Herrschaften üblich, soll auch für die weiteren zu erwartenden Verluste, sprich Abrissarbeiten etc. der Kernkraftwerke mal wieder der Michel geradestehen. Wir Steuergequälten bezahlen zum Beispiel bereits die Erkundungen der Endlagermöglichkeiten. Jetzt soll „Das Volk“ auch noch eine Ewigkeit für den sehr gefährlichen, krank machenden anfallenden Strahlendreck haften. Eigentlich verantwortliche und viel zu hoch bezahlte Vorstände, Aufsichtsräte, Aktionäre und Politiker möchten eben mal die roten Zahlen der Müllmeiler vergesellschaftet haben; wobei man deren Riesengewinne sehr gern für sich behalten hat.

So nebenbei startet man eine kleine Nötigung, sprich Erpressung in Richtung „Deutsche Volkskammer“ und droht schon mal mit dem Pleitegeier! Man hat von den Bad-Bankern gelernt.

GEBHARD MACK-REISER, Burladingen

Interessiert das noch jemand?

■ betr.: „Eine Botschafterin der Liebe“, taz vom 12. 5. 14

Interessiert das jetzt überhaupt noch jemand? Deutschland und der ESC – man ist schnell zur Tagesordnung übergegangen! Eigentlich ist das Ritual in jedem Jahr dasselbe. Vor dem Finale wird der deutsche Beitrag hochgejubelt und man erwartet euphorisch ein gutes Abschneiden oder macht sich gar Hoffnungen auf einen Sieg. Nach Vorstellung und regelmäßig wiederkehrendem Abstimmungsdebakel kommt am Tag danach schnell die Frage, was haben wir falsch gemacht, woran hat’s gelegen? Nur dieses Jahr ist irgendwie alles anders. Der Hype um Elaiza hielt sich vor dem Wettbewerb merklich in Grenzen. Vielleicht, weil hinter den Girls keine Medienmaschine eines Stefan Raab stand? Und nach dem Auftritt in Kopenhagen? Jan Feddersen war Elaiza lediglich ein knapper Absatz mit ein paar tröstenden Worten wert. Ansonsten gab’s nur ein Thema: Conchita Wurst. Dabei hatte der Song von Elaiza richtige Ohrwurm-Qualitäten. Nur ist es wie so oft: Ein gutes Lied allein reicht nicht, die Performance ist genauso wichtig. Und da fragt man sich, wer ist eigentlich für so was bei der ARD in der Ausführung verantwortlich, wenn kein Stefan Raab dahintersteckt?

Fazit: Der ESC-Beitrag hat sich mal wieder unter Wert verkauft, und das ist gerade dieses Jahr besonders schade. Hier zeigt sich ein generelles deutsches Problem mit der Showveranstaltung. Das visuelle Moment wird generell unterschätzt. Man setzt immer nur auf die Songqualität und die Persönlichkeit des oder der Interpreten. Und so verschenkt man jedes Jahr Chancen, weil man über so etwas wie „Show“ die Nase zu rümpfen scheint. Dabei ist der ESC inzwischen bühnentechnisch mit LED-Wänden und -Böden so weit aufgerüstet, dass visuell fast alles möglich ist, nur muss man die entsprechenden Ideen mitbringen und die Möglichkeiten auch nutzen wollen. Am Standort des NDR, in Hamburg, dreht sich gerade alles um die Show. Dort kann man Popmusik studieren, und es gibt Schulen, die fürs Musical Nachwuchskräfte ausbilden. Warum nutzt man dieses Potenzial nicht? HARTMUT GRAF, Hamburg

Wertvolle Tierkörper

■ betr.. „Der Rinderflüsterer“, taz vom 15. 5. 14

„Zur Verwertung transportiert Maier den Kadaver auf seinen Hof.“ Als Betroffener tut mir das Wort Kadaver in diesem Zusammenhang sehr weh. Der Körper eines Rinds, das sich opfern musste, damit die anderrn Tiere leben können, und deshalb getötet wurde, ist kein Kadaver. Es ist vielmehr ein ganz wertvoller Tierkörper, welcher sehr sorgfältig handwerklich zu Fleisch- und Wurstprodukten mit allerhöchstem Genuss und Gesundheitswert verarbeitet wird.

Kadaver nennt man den Körper eines toten Tiers, welches verendet oder, wie wir es nennen, gestorben ist. Dieser Körper ist genussuntauglich und muss von der Tierkörperbeseitigungsanstalt entsorgt werden. Selbst bei so einem toten Tier sprechen wir nicht von Kadaver. Wir finden das würdelos gegenüber unseren vierbeinigen Freunden. Dies ist eine Frage der ethischen Einstellung.

ERNST HERMANN MAIER, der Rinderflüsterer