kurzkritik: Best of Herrchens Frauchen
: Moralisch überlegen

Als Lisa Politt und Gunter Schmidt vor 22 Jahren unter dem Namen „Herrchens Frauchen“ als Kabarettisten anfingen, da gab es hierzulande noch keine Comedy. Es war die Zeit, als Kabarett, das was auf sich hielt, mit Haltung zu tun hatte und mit Aufklärung. Man wollte nicht flach sein, in den 1980ern, und das hieß: Wir reden über Politik. Und auch das Private ist … Sie wissen schon.

Derzeit zeigen Politt und Schmidt im Polittbüro das Programm „Best of Zwo“ – zwei Mikrofone, ein Klavier, hie und da ein Kostümwechsel. Es gibt Lieder und Kabarett-Reflexion am Mikro. Manche Stücke – wie das seinerzeit provokant gemeinte Liebeslied ans Geld – stammen aus der alten Zeit, viele aber verhandeln aktuelle Themen: Es geht um die Grausamkeiten von Hartz IV, um die Entwicklung der Grünen, um den Afghanistan-Einsatz und die Herren in den Chefetagen. Das alles im Stil des Kabaretts der 80er Jahre, als noch klar war, wo die Grenzen zwischen den Lagern verlaufen und was moralische Überlegenheit bedeutet.

„Wir Linke“ sagt Politt dabei gerne und fragt nach Orientierung in Zeiten des Chaos. Weil sie natürlich weiß, dass die Gewissheiten von damals heute nicht mehr stimmen. Trotzdem behandelt sie die neuen Themen immer wieder mit den alten Gewissheiten. Das ist ermüdend und funktioniert nur im Sinne einer Zeitreise – für uns Linke. KLAUS IRLER

„Best of zwo“: Sa/So, 20 Uhr, Polittbüro, Steindamm 45