Massen-Klassen
: Schlicht nicht kindgerecht

Den Eltern, Lehrern und vielleicht auch Kindern, die künftig in Hamburg gegen zu große Klassen protestieren wollen, wird es nicht leicht gemacht. Denn: Kann man etwas dagegen haben, dass jene Kinder in kleinen Klassen lernen, die es am nötigsten brauchen, weil sie zu Hause kaum Förderung erhalten? Wohl kaum.

KOMMENTARVON KAIJA KUTTER

Bestechend scheint auch ein weiterer Vorteil dieser Politik: Schulen in „sozialen Brennpunkten“ könnten plötzlich attraktiv werden für gebildetere Eltern. Es könnte ein Gegengewicht entstehen zur sozialen Entmischung.

Nun werden Grundschulen allerdings nach Wohnortnähe ausgesucht. Große Wanderströme sind da kaum zu erwarten. Auch wird das Prinzip der gezielten Ungleichbehandlung überstrapaziert: Wer ganz kleine Klassen für ein Drittel der Schulen einrichtet, muss für die übrigen zumindest akzeptable Bedingungen schaffen. Und hier, sagen Praktiker und Wissenschaftler, ist bei 25 Kindern eine Schallgrenze, ab der Unruhe stark zunimmt und Lehrer autoritärer und ungerechter werden.

In großen Klassen kommen Schüler seltener zu Wort. Sie sind nicht kindgerecht, und das kann man auch dem Nachwuchs wohlhabender Eltern nicht wünschen. Schon der Blick auf die anderen Länder zeigt: Auch die Freie und Hansestadt Hamburg könnte kleine Klassen für alle bezahlen. Wenn sie nur wollte.