kabinenpredigt
: Sarah BSC

Trainer Falko Götz überraschte sich am Donnerstag selber. Da war nämlich plötzlich etwas in ihm drin, etwas ganz Komisches, ungewohnt Fremdes, und das war so sensationell, dass er es sofort der Weltöffentlichkeit verkünden musste: „Ich habe ein Gefühl!“, meldete er stolz auf der donnerstäglichen Pressekonferenz.

Manager Dieter Hoeneß wollte auch gleich eines haben, horchte und wühlte in sich herum, konnte aber dann leider nicht mit Sicherheit sagen, ob auch er ein Gefühl fühlte. Er versuchte trotzdem gleichzuziehen und vermeldete aus seinen Innereien: „Wir sind auch mal wieder dran.“ Na ja, es war ein Versuch wert, Herr Hoeneß, aber ein richtiges Gefühl ist das noch nicht. Egal, es zählt der sportliche Wille, und beim nächsten Mal klappt es dann vielleicht auch mit einem eigenen Gefühl.

Während also Trainer und Manager ganz mit ihren neuen Empfindungen beschäftigt sind, scheint Pal Dardai längst tief in depressiven Seelenschlamm verstrickt zu sein. Ihm wurde die ungarische Variante des „Goldenen Fußballs“ verliehen, mit großem Abstand wurde er zum Fußballer des Jahres in seinem Heimatland gewählt. Doch froh oder stolz macht ihn das nicht, das zeigt ein Interview mit Dardai. Auf die Frage, was ihm diese Ehre bedeute, antwortete er: „Ich bekomme da diesen Goldenen Ball und kann ihn mir zu Hause hinstellen, aber so ein Titel bringt mich nicht wirklich weiter.“ Seinen Kollegen hat er nicht mal von dieser Auszeichnung erzählt: Das interessiere morgen doch sowieso keinen mehr, sagte er. So spricht nur jemand, der vom Novemberblues ganz schwer erwischt worden ist.

Was kann man dagegen tun? Normalerweise geht man in solch einem schweren Fall erst shoppen, dann trinken und poppen, und dann geht es einem wieder besser. Aber Dardai ist ja Fußballer, bei denen funktioniert der Frustabbau anders. Denen hilft nur das, was sie wirklich können: kicken. Doch seit Kevin Boateng Dardai im Training verletzt hat, geht ja nicht mal das.

Da hilft wohl nur noch die Telefonseelsorge. Also, Pal, schäm dich nicht, ruf die einfach an. Und erzähl ihnen, dass dein Trainer und der Manager, also Papa und Mama, so mit sich und ihren gefühlten Gefühlen beschäftigt sind, dass sie nicht merken, wie schlecht es dir geht. Und wenn auch das nicht helfen sollte, kommst du einfach bei mir vorbei. Ich koch dir dann Gulasch und lege traurige Musik auf, bis es dir wieder besser geht. Mach ich doch gerne für Hertha, wenn sonst keiner hilft. Sarah Schmidt