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: Alba und die Frage: Wer ist hier unparteiisch?

BASKETBALL Die Berliner verlieren das zweite Spiel in Folge und hadern erneut mit den Schiedsrichtern

Am liebsten hätten alle Alba-Beteiligten nach dem Spiel gegen die Artland Dragons aus Quakenbrück geschwiegen. Geschäftsführer Marco Baldi wollte am Freitagabend sofort nach der Schlusssirene gehen, für Teammanager Mithat Demirel wäre jedes Wort reine Energieverschwendung gewesen, und Kapitän Patrick Femerling sprach davon, lieber nichts sagen zu wollen, um nichts Falsches herauszuposaunen. Sie waren alle sichtlich geladen.

Dabei haderten sie nach dem 74:78 (37:35) gar nicht so sehr über die erste Heimniederlage dieser Saison, sondern vor allem mit den Schiedsrichtern. Und das ist bei den Berlinern ein sensibles Thema. Schon letzte Saison hatte sich Alba bei der Basketballliga (BBL) beschwert, weil sie sich systematisch benachteiligt fühlten. Sie glaubten, das auch mit Videoanalysen belegen zu können. Und so herrschte einige Wochen Eiszeit zwischen der Liga und den Berlinern. „Die meisten haben es damals für eine pure Inszenierung gehalten, für Stimmungsmache und uns als schlechte Verlierer gesehen“, sagte Baldi. „Es war aber nur die pure Verzweiflung.“ Man tauschte sich zwar später mit der BBL aus, aber gebracht hat es offenbar nichts.

Zweierlei Maß

Schon beim letzten Heimspiel gegen Frankfurt hatten die Alba-Verantwortlichen das Gefühl gehabt, dass mit zweierlei Maß gemessen wurde. Doch Alba gewann das Spiel noch, und der Zorn verflog wieder. Auch wenn Marco Baldi Wert darauf legt, dass die Tatsache, ob das Spiel gewonnen oder verloren wurde, in dieser Frage keine Rolle spielt.

Gegen die Artland Dragons brachten jedenfalls einige umstrittene Schiedsrichterentscheidungen und viele Pfiffe gegen die Berliner beim Rebound den Kessel zum Explodieren. Vor allem eine Szene am Spielfeldrand machte Baldi sprachlos. Da ließ während des Spiels der Oberschiedsrichter der Security mitteilen, dass sich einige Fans am Spielfeldrand beruhigen sollten. „Wir haben hier eine der zivilisiertesten Hallen in Deutschland, vielleicht sogar in ganz Europa“, schimpfte Baldi. Man muss ihm recht geben. In der BBL gibt es ganz andere Hallen, die den Namen Hexenkessel verdienen und in denen es heißer zugeht als in Berlin.

Doch bei aller Explosivität: Dieses Mal will Alba nicht wieder lautstark auf sich aufmerksam machen – der Verein hat ja schon festgestellt, dass es nichts ändert. „Wir konzentrieren uns voll auf unsere Arbeit“, erklärte Demirel.

Da gibt es auch einiges zu tun. Denn abstreiten, dass die Niederlage auch selbst verschuldet war, wollte niemand. Eine Spitzenmannschaft, die im dritten Viertel mit zwölf Punkten führt, muss das Spiel über die Runden bringen. „Wir haben nie wirklich den Rhythmus gefunden“, gestand Demirel. Die harten englischen Wochen führten zuletzt immer häufiger zu Konzentrationsschwächen und Missverständnissen im Spiel. „Bei dem Programm kann man einfach nicht in jedem Spiel top dabei sein“, so Baldi. Trotzdem glaubt er, dass die Qualität des Teams ausreicht, um erfolgreich zu sein.

In der Liga stehen den Berlinern nun schwere Zeiten ins Haus. Nächste Woche muss das Team zum ungeschlagenen Tabellenführer und Titelverteidiger nach Bamberg. Da droht die dritte Ligapleite in Folge.

Vorher dürfen sie noch ein wenig Wellness für die geschundenen Seelen betreiben: wenn sie am Dienstag im Eurocup gegen den polnischen Vertreter Anwil Woclawek antreten. Im Gegensatz zur Bundesliga ist der Eurocup für die Berliner nämlich die reinste Wohlfühloase. In vier Spielen gelangen vier Siege. Sie stehen auf Platz eins ihrer Gruppe und sind schon jetzt für die nächste Runde qualifiziert. Aber das Wichtigste wird sein: Es werden keine deutsche Schiedsrichter pfeifen. NICOLAS SOWA