Hoffnung für Konzerthasen

GASTRONOMIE Zu viele Hürden, zu wenig Erlös: Eigentlich wollten sie hinschmeißen. Dann starteten die Betreiber des Live-Clubs „Hasenschaukel“ eine Rettungskampagne, sammelten Geld im Internet

Gestern am frühen Nachmittag war das Ziel fast erreicht: Von 12.000 Euro, die die Betreiber der „Hasenschaukel“ einsammeln wollen, waren mehr als 10.000 zusammengekommen. Es könnte also weitergehen für den Live-Club in der Silbersackstraße.

Dichtzumachen, nach fast zehn Jahren, hatten Tanju Boerue und Anja Büchel im vergangenen November beschlossen. Die Ressourcen waren alle. Die Kraft ließ nach, ebenso das Gefühl, noch eine Bedeutung zu haben für die Leute. Erst die angedrohte Schließung brachte Freunde und Kollegen dazu, sich für den Club zu engagieren.

Am vergangenen Donnerstag ging die Crowdfunding-Aktion online. Die Spendenakquise ist aber nur ein Teil der Kampagne, die Boerue und Büchel gestartet haben. Erstmal schließen sich am Monatsende die Pforten der Hasenschaukel. – aber nur für drei Monate, wenn alles gut geht. Sollte der Rettungsplan nicht aufgehen, so Boerue, „haben sie uns eben doch nicht gewollt“.

Es sei einfach zu viel geworden, erklärt er. Zum Tagesgeschäft – Booking, Einkauf, Tresen, Küche, Technik – kamen die Stolpersteine, mit denen sich alle Clubbetreiber rumschlagen: Gema, Nichtraucherschutz, das Flaschenverbot auf St. Pauli. Und dann das Finanzamt: Mit der letzten Steuerprüfung habe es einen „richtigen Tritt in die Kniekehle“ verpasst, sagen die beiden von der Hasenschaukel. Kein böses Blut, aber auch kein Verständnis. Weil sie keinen Eintritt für die Konzerte nehmen, wirft man ihnen mangelnde Wirtschaftlichkeit vor.

Das Ende war beschlossen

Dann brachte auch noch eine Baustelle Umsatzeinbußen für den Club. Tanju Boerue hat einen Zweitjob als Tournee-Manager, Anja Büchel kämpft mit einer Erkrankung: Es nahm alles zu viel Zeit und Kraft in Anspruch. Die Luft war raus, das Ende des Ladens beschlossene Sache.

Aber dann gewann die Schaukel den Hamburger Club Award als Bester Live Club. Und das Echo auf die drohende Schließung wurde immer lauter. Also suchten Boerue und Büchel das Gespräch: Mit Kollegen aus anderen Clubs, Vertretern der Gastronomie und sogar der Kulturbehörde wurde ein ambitionierter Plan aufgestellt, der die Hasenschaukel retten soll.

Dazu muss ein Schnitt gemacht werden, um Altlasten loszuwerden. Als Allererstes aber muss Geld her, über das Crowdfunding und Benefiz-Veranstaltungen den Sommer hindurch. „Wir haben es aus der Hand gegeben“, erklärt man. „Jetzt liegt es bei Euch.“  KRISTINA APPEL

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