LESERINNENBRIEFE
:

Grüne jenseits der Ökologie

■ Betr.: „Ein Hochhaus passt nicht“, taz bremen v. 13. 5. 2014

Im Interview wird mit dem Vorurteil jongliert, dass Menschen, die im Grünen wohnen, ihr schönes Grün nicht teilen mögen, ganz gleich, ob sie in Habenhausen, St. Magnus oder Oberneuland wohnen. Ich wohne bewusst auf engerem Raum in Innenstadtnähe, genieße die günstige Infrastrukur, die weitgehend zu Fuß zu erreichen ist und freue mich auf Spaziergänge durch die sich zunehmend entfernenden Erholungsgebiete. Der Mensch, der das Grün sucht, muss feststellen, dass die oben genannten Ortsteile ihren Charakter verlieren, verstädtern und dass das Grün verloren geht. Mit ökologischen Argumenten ist den Grünen nicht mehr beizukommen. Seit der Teilhabe an der Macht ist zu befürchten, dass noch weitere Planungen von Bauvorhaben im Bereich des Werdersees folgen. Bezüglich der Wohnungsnot lässt sich die Behörde von Interessen der Immobilienfirmen treiben. Nötig wäre ein Kataster von leerstehenden Häusern, wie sie in der Südervorstadt in Innenstadtnähe vorzufinden sind.   MANFRED WITTE, Bremen

Behutsam geht anders

■ Betr.: „Grüne für grünere Gartenstadt“, taz.bremen v. 14. 5. 2014

Die Idee, innerstädtische Flächen verstärkt für Wohnungsbau zu nutzen, ist zu begrüßen. Sie darf aber nicht als Dogma benutzt werden, sondern muss behutsam umgesetzt werden, wie auch Senator Lohse bei einer Radio Bremen Sendung betonte. Aber von Behutsamkeit kann weder bei der Gartenstadt Werdersee noch bei der geplanten Bebauung beim REWE/Buntentor die Rede sein. Auch die Beteiligung der Anwohner bei der Bebauung des Desdesdorfer Platzes in Walle war eine Katastrophe. Überall dort bildeten sich Bürgerinitiativen, was ein deutlicher Ausdruck davon ist, dass schon die Planung und Bürgerbeteiligung schieflief.  HANS-JÜRGEN POHL, Bremen

Leuchten der Menschheit

■ Betr.: „Fahrräder erobern die Straße“, taz.bremen v.15. 5. 2014

Bremen mit London zu vergleichen – erst recht beim Straßenverkehr – ist gelinde gesagt abenteuerlich. Die „Erfindung“, in verkehrter Richtung in Einbahnstraßen zu fahren, ist ja wirklich supergeil – wem immer das nach Jahrzehnten aufgefallen ist, muß eine echte Leuchte gewesen sein…  „MIKE ROSOFT“, taz.de-kommunarde

Versteckte Subventionen

■ Betr.: Fahrräder erobern die Straße“, taz.bremen v. 15. 5. 2014

Schon bemerkenswert, dass die Kosten angemahnt werden. Am meisten wird wohl der M[otorisierte]I[ndividual]V[erkehr] subventioniert, hier geht man von 125€ ( Stand 2000 ) pro Einwohner aus. Zuzüglich versteckte Subventionen für MIV z.B., dass eine Stadt oft Stellplätze teuer mitmieten muss, wenn sie Verwaltungsgebäude anmietet, ein erheblicher Teil der Aufwendungen für städtische Bauhöfe dem MIV zuzuordnen ist [und] unter der Bezeichnung „Wirtschaftsförderung“ große Projekte in Millionenhöhe zur Förderung des MIV durchgeführt werden. Zur Finanzierung von Infrastrukturprojekten für den Autoverkehr muß eine Stadt in der Regel hohe Kredite aufnehmen, die das kommunale Budget auf Jahre hinaus stark belasten. Soll es bei dieser versteckten Subvention bleiben?  „WOODSTOCK69“, taz.de-Kommunarde

Zahlen sollten alle

■ Betr.: „Demonstration für Streetworker“ taz bremen v. 10. 5. 2014

Als ehemalige Bremerin war ich sehr erschüttert, in der taz zu lesen, die Finanzierung der Arbeit von Jonas Pot d’Or im Grünzug West sei gefährdet. Vor einigen Jahren hatte ich die Gelegenheit, im Rahmen eines EU-Forschungsprojekts seine Arbeit zu begleiten und konnte mich dadurch selbst von deren enormen Wirkung überzeugen. Sie hat ihren Grund in seinem persönlichen Einsatz für die Belange und Rechte der Menschen, für die sich sonst kaum jemand interessiert. Noch heute dient mir diese Arbeit in der Lehre als Vorbild. Diese Arbeit sollte nicht nur das Sozialressort interessieren, sie hat sehr viel mit dem Gesundheitsbereich zu tun. Das Justizressort könnte dafür auch noch ein bisschen dazuzahlen: Zum einen findet hier eine qualifizierte Beratung auch in Rechtsfragen für Menschen statt, die niemals anwaltlichen Rat einholen würden, zum anderen gibt es hier einen Zugang für Soziale Arbeit, beispielsweise auch zu Haftentlassenen, dessen Wichtigkeit unbestritten ist und den man anderweitig über komplizierte und teure Programme erst noch herzustellen sucht. Zerstört man eine solche auf Vertrauen basierende Arbeit, wird sie später allenfalls mit immensen Anstrengungen ermöglicht werden können.  CHRISTINE GRAEBSCH, Professorin für Recht der Sozialen Arbeit an der FH Dortmund, Lehrbeauftragte an der Uni Bremen

Ergänzung der Redaktion: Der Senat hat inzwischen zugesagt, die Stelle zu sichern, ohne indes über die finanzielle Zuständigkeit zu entscheiden (taz berichtete).