Dino doch nicht ausgestorben

RETTUNG Mit dem denkbar knappsten Ergebnis wendet der Hamburger SV in der Relegation den Abstieg aus der Fußball Bundesliga ab. Beim 1:1 in Fürth gibt das auswärts erzielte Tor den Ausschlag in einem ausgeglichenen Duell

VON CHRISTOPH RUF

In Fürth herrschte am Sonntag ein leichter Westwind. Das ist insofern bemerkenswert, als die Rauchschwaden, die unmittelbar vor Anpfiff aus dem HSV-Block aufstiegen, minutenlang dem Anhang des selbst ernannten Dinosauriers der Liga die Sicht vernebelten. Weil dort auch ein halbes Dutzend Böller gezündet wurde, stand das Urteil der Fürther Fans früh fest: „Absteiger!“

Es sollte anders kommen: Mit einem herbeigezitterten 1:1 schaffte der HSV schließlich den Klassenerhalt – dank eines frühen Führungstreffers: Nach einem Eckball von Rafael van der Vaart konnte Pierre-Michel Lasogga reichlich unbedrängt zum 0:1 einköpfen (14.). Nach einer Viertelstunde durfte der HSV sich also wieder als Bundesligist fühlen und konnte die Partie von nun an gelassener angehen. Nach dem 0:0 im Hinspiel hätte den Gästen schließlich auch ein 1:1 gereicht, um nach einem schlechten Hinspiel und zuletzt fünf Niederlagen in Folge doch noch die Liga halten zu können.

Dabei hatte HSV-Trainer Mirko Slomka im Vergleich zum Hinspiel drei Änderungen vorgenommen: Für Michael Mancienne, Robert Tesche und Tomás Rincón spielten Heiko Westermann, Marcell Jansen und Tolgay Arslan. Die vierte Umstellung erfolgte dann unfreiwillig: Denn nach einer halben Stunde war für Johan Djourou Schluss. Der Verteidiger blieb nach einem Foul an Rahman Baba selbst verletzt liegen und musste vom Platz getragen werden; für ihn kam Mancienne, der sich nahtlos in eine Hamburger Abwehr einfügte, die so sicher stand wie selten in dieser Saison.

Fürth spielte in der Folgezeit zu viele lange Bälle, über die sich vor allem Hamburgs Innenverteidiger Heiko Westermann freute. Umgekehrt ging das Kalkül des HSV, möglichst viele Standardsituationen herauszuarbeiten, im ersten Durchgang voll auf – Schiedsrichter Knut Kircher zog sich jedenfalls schon früh den Ärger der Fürther Fans zu.

Dabei diente der Referee allerdings auch ein wenig als Projektionsfläche, denn außer einer Torchance von Ilir Azemi (39.) hatte Fürth kaum nennenswerte Offensivaktionen, die 1:0-Halbzeitführung der Gäste war also nicht unverdient. Zumal Lasogga in der 35. Minute eine weitere gute Möglichkeit hatte, die Wolfgang Hesl allerdings vereitelte. Bei Fürth machte sich zudem das Fehlen von Niko Gießelmann bemerkbar, der gelbgesperrt ausfiel. Dessen Vertreter Rahman Baba ist ein hoch talentierter Verteidiger, für Nerven-Spiele wie das vom Sonntag mit seinen 19 Jahren allerdings noch nicht robust genug. Die Hamburger Spieler durchschauten das früh und spielten so gut wie jeden Angriff über die linke Fürther Abwehrseite.

Auch im zweiten Durchgang fing der HSV konzentriert an und blieb spielbestimmend. Nach einem Freistoß von Hakan Çalhanoğlu scheiterte Lasogga erneut mit einem Kopfball an Hesl, der aus einem Meter Entfernung parierte (52.). Kurz darauf verdaddelte Benjamin Röcker den Ball vor dem eigenen Strafraum, doch Arslan schoss drüber.

So anfällig die Defensive der Fürther also blieb – offensiv kam nun etwas mehr Zug in die Aktionen der Franken, die sich eigentlich vorgenommen hatten, ähnlich wie im Hinspiel den HSV mit Tempofußball zu irritieren. In der 59. Minute klappte das einmal und prompt stand es 1:1. Nach einer schnellen Kombination und einem intelligenten Zuspiel von Zoltán Stieber traf Stephan Fürstner.

Nun war die Kulisse da und prompt wurden die Aktionen des HSV fahriger. Stieber hatte in der 62. Minute eine gute Möglichkeit zur Fürther Führung, scheiterte aber am starken Jaroslav Drobný, der kurz darauf auch gegen Ilir Azemi zur Stelle war (69.). Der HSV wirkte nun erneut konditionell nicht mehr auf der Höhe und konnte von Glück sagen, dass die stark verbesserten Fürther an diesem Nachmittag nicht die Cleverness bei den entscheidenden Zuspielen erfunden hatten. Einmal kamen die Fürther noch durch: In den Schlusssekunden parierte Drobný Kopfbälle von Niklas Füllkrug und Benjamin Röcker.