Die Bühne im Krieg

THEATER Auf einer Themenwoche zu Krieg und Vertreibung wird junges Theater in seinem politischem Kontext dargestellt und diskutiert. Vertreter der Rüstungsindustrie wollen dem lieber fern bleiben

Die Grenze zwischen Kunst und Politik wird ausgehebelt

Von Krieg, Armut und Korruption handeln drei Stücke, die seit Montag auf der Themenwoche „Woanders ist hier“ im Theater am Goetheplatz gespielt werden. Zu sehen sind die Bremer Produktionen „Kinder | SOLDATEN“ der Jungen Akteure und „Weißes Papier“ vom MOKS. Die Veranstaltungsreihe will die Inszenierungen mit Diskussionen zu Flüchtlings und Rüstungspolitik in ihren gesellschaftlichen Zusammenhängen zeigen.

Eine Woche nach dem Festival „Hart am Wind“ und während das SchülerInnen-Projekt „Symptom Tanz“ noch läuft, steht die Bremer Theaterlandschaft damit weiterhin im Zeichen der Jugend. ZuschauerInnen ab 14 Jahren sollen sich mit den ernsten Themen auseinandersetzen.

Zum ersten Mal in Bremen ist das Gastspiel „Asyl-Monologe“ der „Bühne für Menschenrechte“. Grundlage des dokumentarischen Stücks sind Interviews mit Flüchtlingen, deren Geschichten unverfälscht nacherzählt werden. Regisseur Michael Ruf sucht die Diskussion mit der Öffentlichkeit nicht nur auf dieser Themenwoche. In über 100 Städten waren die „Asyl-Monologe“ bereits zu sehen. Bis zu Flüchtlingslagern in der Provinz ist es gezeigt und diskutiert worden.

Die Grenze zwischen Kunst und Politik wird nun auch in Bremen ausgehebelt. Auf einer Diskussionsveranstaltung am Mittwoch, an der Ruf und andere beteiligt sind, ist die Situation von örtlichen Flüchtlingen Thema. Am Tag darauf wird über die Bremer Rüstungsindustrie gesprochen – wenn auch nicht mit ihr. Firmenvertreter sitzen nicht auf dem Podium. Am Theater liegt das laut Organisatorin Sabrina Bohl nicht. Im Gegenteil: Sie habe händeringend versucht, Rüstungsakteure zur Teilnahme zu bewegen, aber „keine einzige Rückmeldung“ bekommen. Gerne hätte sie das Theater als „neutrale Diskussionsplattform genutzt“, um auch die Argumente derer zu hören, die sonst als Buhmänner „an den Pranger gestellt“ würden.

Als Teil des Rahmenprogramms ist auch die Ausstellung „Getrennte Welten“ im MOKS zu sehen. Wie in den „Asyl-Monologen“ kommen hier die Betroffenen von Krieg, Folter und Flucht selbst zu Wort. Oder besser: ins Bild. Im Rahmen eines Kunsttherapie-Projekts beim Bremer Beratungszentrum „Refugio“ haben Kinder, Jugendliche und erwachsene Flüchtlinge versucht, ihre traumatisierenden Erfahrungen zeichnend und malend zu verarbeiten.

Manche von ihnen zeigen die verlorene Heimat: ein Hirtenzelt in den Bergen. Andere vermitteln eine Idee von den traumatisierenden Ereignissen selbst: Panzer und brennende Häuser sind zu sehen. Das spiegelt nicht nur die unterschiedlichen Verfolgungsgeschichten der KünstlerInnen, sondern stärkt auch den Blick dafür, dass hinter Flüchtlingszahlen Menschen stecken. Und das nicht nur im Theater.  Jan-Paul Koopmann

Termine: www.theaterbremen.de