PRESS-SCHLAG
: Eine Allianz gegen das Plus

DINO Kaum hat sich der HSV durch die Relegation gewurstelt, blickt man voraus auf die wegweisende Mitglieder-versammlung am Sonntag

In Hamburg ist es durchaus üblich, dass die Fans des Hamburger SV ihre Liebe auf den Nummernschildern ihrer Autos dokumentieren. „HH-SV“ heißt es dann und derjenige, der das Schild „HH-SV 1887“ bekommen hat, muss eines der vielen Alphatiere im heillos zerstrittenen HSV sein: 1887 ist das Gründungsjahr des Hamburger SV. Der wurde in dieser Saison sportlich derart durchgeschüttelt, dass alle Beteiligten nun kräftig in der Vereinssatzung rühren wollen: Neue Strukturen sollen her, um dem Dino dauerhaft das Aussterben zu ersparen.

Einen Tag nach dem rettenden 1:1 in der Relegation gegen Fürth stehen also eine Handvoll Luxuslimousinen direkt vor dem Eingang des Hamburger Luxushotels Grand Élysée. Der Mercedes und der BMW in der ersten Reihe sind beide HH-SVer, eine für den Verein wesentliche Jahreszahl hat keiner. Die Limousinen gehörten den Leuten der frisch geschmiedeten „HSV-Allianz“, die mit einer eilig einberufenen Pressekonferenz Stimmung machen will für die Mitgliederversammlung am kommenden Sonntag. Auf der sollen Tausende HSV-Mitglieder basisdemokratisch entscheiden, mit welchen Strukturen die Abteilung für Profifußball im HSV weitermacht.

Zu erwarten ist, dass es zu einer Ausgliederung der Profifußballer aus dem Gesamtverein kommen wird – bei einer Mitgliederversammlung im Januar stimmten fast 80 Prozent der Mitglieder dafür, eine Aktiengesellschaft zu gründen, der fortan die Profifußballer angehören sollen. Allein: Endgültig war das damalige Votum noch nicht.

Die Frage ist nämlich, wie genau die Ausgliederung gestaltet wird, und diese Frage ist hart umkämpft. Das Lager „HSV plus“ um den Exaufsichtsratschef Ernst-Otto Rieckhoff möchte, dass bis zu 24,9 Prozent der Aktien ohne Zustimmung der Mitglieder an externe Investoren veräußert werden dürfen. Das Lager „HSV-Allianz“ um den Expräsidenten Jürgen Hunke wirft dem „HSV plus“-Lager vor, über das Hintertürchen einer Kapitalerhöhung, Finanzinvestoren und Hedgefonds „Tür und Tor“ zu öffnen. Ferner sei im „HSV plus“-Konzept der Verkauf des Stadions und der Markenrechte an der Raute enthalten. Beides lehnt die „HSV-Allianz“ ab, hat aber noch kein eigenes Konzept vorgelegt. Ihr Ziel ist, das Konzept „HSV plus“ zu verhindern und innerhalb von drei Monaten in ihrem Sinne zu überarbeiten.

Für die HSV-Mitglieder sind die Tücken des „HSV plus“-Konzepts kaum nachzuvollziehen: Das Konzept umfasst mehrere hundert Seiten und erfordert juristische Spezialkenntnisse. Zu erwarten ist, dass am Sonntag die Mannschaft gewinnt, die die beste PR gemacht hat. KLAUS IRLER