HORST BECKER, SCHEIDENDER HSV-AUFSICHTSRATSCHEF
: Der Lautsprecher

■ 70, war vier Jahre lang Aufsichtsratschef des Hamburger SV – und mit der Medienpräsenz überfordert.Foto: dpa

Der Hamburger SV ist nur Tabellenneunter der Bundesliga, davor unwürdige Mannschaften wie die TSG Hoffenheim, Hannover 96, der Freiburger SC und Mainz 05. Der FC St. Pauli ist noch schlechter. Immerhin. Der Sportchef Bastian Reinhardt gilt vielen als Anfänger, die halbe Mannschaft – Zé Roberto, David Jarolím, Ruud van Nistelrooy, Frank Rost – als Auslaufmodell, und nun geht mit Horst Becker auch noch der Vorsitzende des Aufsichtsrats. Das passt, schreiben alle.

Becker gab seinen Rückzug bei der turnusmäßigen Sitzung am 13. Dezember bekannt. Becker ist 70 Jahre alt, war vier Jahre Chef der Räte, hat in der Außendarstellung oft eine schlechte Figur abgegeben, hat die Fehler, für die der Aufsichtsrat zuständig ist, mit zu verantworten. Etwa die dilettantische, langwierige und nervenaufreibende Suche nach einem Sportchef.

Bei jeder Mitgliederversammlung der vergangenen Jahre baute Becker Mist, er war undiplomatisch, laut, grob, Kritikern gegenüber persönlich eingeschnappt, mit der ständigen Medienpräsenz, den Nachfragen, der Aufmerksamkeit, die sein Ehrenamt mit sich brachte, überfordert.

Bei der Ordentlichen Mitgliederversammlung am 9. Januar 2011 werden einige Aufsichtsräte gewählt, danach stellt sich Becker nicht mehr zur Wahl als Aufsichtsratsvorsitzender. Einfacher Aufsichtsrat will er bleiben.

Ein normaler Vorgang. Wie der neunte Tabellenplatz und die Tatsache, dass ältere Spieler, deren Verträge auslaufen, und die den Eindruck haben, keine Chancen auf einen neuen zu haben, keine guten Leistungen bringen.

Wer wird Beckers Nachfolger? Vielleicht sollte der HSV-Aufsichtsrat nicht ausgerechnet Jörg Friedrich Debatin, den ärztlicher Direktor des Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, zum Aufsichtsratsvorsitzenden wählen. Der ist noch undiplomatischer, lauter und grober als Becker. Wollen täte er schon, der Debatin.

Noch eines haben Becker und Debatin gemein: Vom Fußball verstehen sie, wie die meisten im Aufsichtsrat, nichts. Das ist vielleicht ein bisschen wenig.

ROGER REPPLINGER