Eon macht Preispolitik fürs Image

Endlich sollen sie wieder sinken: die Gaspreise – zumindest für Eon-Kunden. Denn wegen Preiserhöhungen trotz Riesengewinnen waren die Energieversorger in den vergangenen Monaten zunehmend in die Kritik geraten

Bei den Verbrauchern haben die deutschen Strom- und Gasversorger kein gutes Image. Doch diesmal versucht einer der Gescholtenen, der Düsseldorfer Energieriese Eon, mit einer knappen Mitteilung Punkte gut zu machen: Nach einer Welle von Gaspreiserhöhungen in den vergangenen Monaten kündigte Eon als erster der großen Versorger in Deutschland vergangenen Freitag für das kommende Jahr wieder sinkende Gaspreise an. Viele Eon-Kunden, jubelt der Konzern, dürfen sich schon zum 1. Januar auf niedrigere Gaspreise freuen. Doch die höhere Mehrwertsteuer frisst nach Einschätzung von Experten die Preissenkungen fast vollständig auf.

Die Preisnachlässe für die 1,2 Millionen Kunden der Eon Regionalversorger fallen unterschiedlich hoch aus. Experten warnen unterdessen vor Euphorie: Für viele Kunden, so der Tenor, dürfte am Ende nicht viel übrig bleiben von den Preissenkungen. Eon Energie nannte im Schnitt Preissenkungen zwischen drei und vier Prozent für die Eon-Gesellschaften, die bereits zum 1. Januar eine Anpassung vornehmen. Absolut betrachtet liegen die Kürzungen zwischen 0,14 Cent und 0,25 Cent je Kilowattstunde. Schon diese Zahlen belegen, dass die Absenkungen im Vergleich zu den Erhöhungen in der jüngsten Vergangenheit vergleichsweise kümmerlich ausfallen. Schließlich hatten einige Versorger erst vor wenigen Monaten die Preise noch kräftig erhöht. Aribert Peters vom Bund der Energieverbraucher zeigt sich enttäuscht, spricht aber von einem guten Anfang. „Die Preissenkung ist noch lange nicht ausreichend“, sagt der Verbraucherschützer.

Tatsächlich ist die Branche noch weit vom früheren Niveau der Gaspreise entfernt. In den vergangenen zwei Jahren hätten sich die Preise im Durchschnitt um 30 Prozent erhöht, rechnet Peters vor. Einige Versorger würden heute bereits 7,7 Cent pro Kilowattstunde abrechnen. Der größte deutsche Gasimporteur Eon Ruhrgas soll seine Preise in dem Zeitraum um 0,7 Cent für die Kilowattstunde erhöht haben.

Die jetzt vollzogene Anpassungen beim Gas hat mehrere Gründe: Zum einen stehen Energieriesen wegen ihrer Preispolitik seit Monaten öffentlich am Pranger. Darüber hinaus ist die Bundesnetzagentur fest entschlossen, den Wettbewerb auf dem Gasmarkt weiter voranzubringen. So hat der Regulierer, ebenfalls am vergangenen Freitag, den Anbieterwechsel wesentlich vereinfacht. Es sei nicht ausgeschlossen, dass Eon hierauf schon mit einem Preisschritt reagiert habe, um Kunden an sich zu binden, sagte ein Branchenkenner. Schließlich hat aber auch die Entspannung bei den Ölpreisen die Beschaffungssituation für die Versorger und damit deren Handlungsspielraum verbessert. Zudem haben die Netzentgelte den Druck auf die Gaspreise erhöht.

Das Energiepreisniveau bleibe aber bedingt durch die Entwicklung auf den Weltmärkten nach wie vor hoch, räumt Marian Rappl vom Bundesverband Gas und Wasserwirtschaft ein. Wegen der Koppelung ans Öl würde Gas zwar aktuell etwas billiger. Bis zur nächsten Ölpreiserhöhung – dann werde sich auch Gas wieder verteuern, meint Rappl. Denn „eine Energie wird so viel kosten wie die andere“. DPA