Nur die dritte Strophe

Handwerkskammer will nicht die rechtsextreme Studentenverbindung „Germania“ beherbergen

Alle Jahre wieder: Immer im November richtet die „Vereinigung Hamburger Akademiker-Verbände“ in der Handwerkskammer ihren „Verbändekommers“ aus: Auch an diesem Sonnabend wollen fast alle studentischen Verbindungen der Hansestadt am Holstenwall zusammen kommen – mit Mütze und Band in den Farben ihrer Vereinigungen. „Viel Bier wird getrunken und laut Lieder gesungen. Das dauert“, berichtet eine Mitarbeiterin der Handwerkskammer ihre Erfahrungen vom letzten Treffen. Diesmal könnte die „Hamburger Burschenschaft Germania“ vielleicht nicht mitfeiern.

Dem Verantwortlichen des Kommers, Ernst Riechert, hat die Kammer nahe gelegt, die „Germanen“ auszuladen. Schriftlich soll er versichern, dass weder alte Herren noch Aktive der Germania kommen. „Wir dulden solch eine Gesinnung nicht“, sagt Peter Hass, Pressesprecher der Kammer. Rechtsextreme hätten in ihrem Hause keinen Platz.

Seit Jahren sind einzelne Germanen nach Angaben des Verfassungsschutzes eng mit der rechtsextremen Szene verbunden. Am vergangenen Sonnabend musste die Polizei gerade beim „15. Norddeutschen Heimatabend“ der Burschenschaft einschreiten: Aus ihrem Haus in der Sierichstraße erklang gegen 23.20 Uhr „Sieg-Heil“-Gegröle. Die Polizei, die wegen einer Gegendemonstration vor Ort war, schritt ein. Die Beamten stellten im Haus die Personalien von 35 Personen fest. Ein Ermittlungsverfahren wurde eingeleitet.

Felix Lüdecke von der Verbindung weist die Vorwürfe zurück: „Sieg Heil“ hätten sie nicht gerufen, lediglich die Hamburg-Hymne „Stadt Hamburg an der Elbe Auen“ gesungen – Refrain: „Heil über Dir Hammonia“. Polizeisprecher Ralf Meyer sagt dagegen: „Die Beamten haben die Rufe gehört.“

In der Vereinigung der Akademischen Verbände herrscht jetzt schon Streit mit den Germanen. Die Vereinigung möchte auf ihrer Veranstaltung nur die dritte Strophe des Deutschlandlieds singen lassen – ein Verrat für die Germanen, die alle Strophen anstimmen wollen. Hängt doch in ihrem Saal auch eine Deutschlandkarte mit den „verlorenen Gebieten“ und der Losung: „Was wir nicht vergessen dürfen. AS