„Beitrag zum Frieden“

ERINNERN Schau über Tscherkessen im Völkerkunde-Museum endet mit Gedenk- und Zukunftstag

■ 61, leitet das Museum für Völkerkunde. Zuvor war er im Berliner Völkerkunde-Museum. Foto: dpa

taz: Herr Köpke, gibt es in Hamburg überhaupt eine tscherkessische Community?

Wulf Köpke: Allerdings: Es gibt einen tscherkessischen Verein und mindestens 1.000 Menschen in Hamburg, die Tscherkessisch sprechen können.

Sind auch Tscherkessen aus dem Kaukasus eigens für die Ausstellung angereist?

Da es die erste tscherkessische Ausstellung weltweit war, sind viele aus dem Kaukasus gekommen. Es kamen aber auch viele Russen, die hier in Deutschland wohnen.

Wie ist die Ausstellung bei der russischen Regierung angekommen?

Mir wurde signalisiert, dass die russische Regierung die Ausstellung durchaus wahrgenommen hat. Sie sei hart, aber fair, hieß es, und sie werde ein wichtiger Beitrag für die kommenden Friedensverhandlungen zwischen den Tscherkessen und der russischen Regierung sein.

Heute gedenkt Ihr Museum des 150. Jahrestages der Vertreibung der Tscherkessen aus dem Kaukasus in die Türkei. In welcher Form?

Es geht uns um zwei Tage: Da ist zunächst der heutige Gedenktag, wo Tscherkessen aus Hamburg und der näheren Umgebung wie weltweit andere Tscherkessen auch einer Million Toter gedenken, die nach der Vertreibung zu beklagen waren. Das wird eine Trauerveranstaltung werden, mit Reden, mit Musik; man wird sich an die Toten erinnern, man wird von der Vertreibung erzählen, und es wird sicher viel geweint werden. Für den Samstag haben wir für den tscherkessischen Kalender etwas Neues eingeführt: den Tag der tscherkessischen Zukunft.

Wie muss man sich das vorstellen?

Wir haben gesagt: Ihr könnt nicht immer nur trauern; ihr könnt euch nicht immer nur über die Vertreibung definieren. Ihr müsst auch sagen, wie eure Zukunft aussehen soll. Und dazu werden viele Hundert Tscherkessen aus ganz Deutschland nach Hamburg kommen, vor allem junge Leute. Die werden zusammen nachdenken, werden sich darüber austauschen, wie sie ihre Kultur, ihre Tänze, ihre Musik und ihre Werte in der Diaspora, im Exil beibehalten und fördern können. Es wird also sehr munter und lustig und vielfältig sein. Beide Tage muss man zusammen denken.

INTERVIEW: FRANK KEIL

Gedenktag mit Führung, Gedenkstunde, Film: 21. 5., 17 Uhr. Fest mit Führung, Tanz, Musik und Gesprächen: 24. 5., ab 14 Uhr. Alles im Museum für Völkerkunde, Rothenbaumchaussee 64