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Hinter dem tollsten Namen echo is your love verbirgt sich eine Band aus dem momentan dunklen Helsinki, die schon seit 1998 zusammen Musik fabrizieren und Finnlands Indie-Szene nicht nur musikalisch, sondern auch mit dem eigenem Label „if Society“ bereichert haben. Dieser D.I.Y.-Hintergrund führt zu einer erstaunlichen Eigenständigkeit des Sounds und der Kombination der Elemente. Das ist nicht bloß Gitarrenmusik mit schönem Gesang und interessanten Texten, sondern es geht genau um die Brüche, die zwischen diesen Elementen auftauchen. Die Gitarren wechseln zwischen Popfragmenten und schrägem Noise und die Stimme beschreibt zwischen Introvertiertheit und Expression eben keine Widersprüche. Am Freitagabend sind „echo is your love“ mit den Hamburgerinnen von „Tschilp“ in der Roten Flora.

Am ungefähr gegenteiligen Ort (Color Line Arena) ist morgen die Grunge/Noise-Rock-Ikone Mike Watt anzutreffen, jener anbetungswürdigste Bassist der „Minutemen“, der unglaublicherweise seit Jahrzehnten den Holzfällerhemden treu geblieben ist. Die tragische Geschichte der „Minutemen“, die durch den Tod des Bandkollegen D. Boon 1985 ein plötzliches Ende fand, tat für deren Ikonisierung als Helden des amerikanischen Alternativerock natürlich das ihrige, und so wird Watt mitunter in der „Bay Area-Rock Szene“ ganz schön rumgereicht, ist mittlerweile festes Bandmitglied der „Stooges“ und tritt zusammen mit Tom Watson von „Red Krayola“ und Raul Morales folglich im Vorprogramm der „Red Hot Chili Peppers“ auf.

Schon seit 25 Jahren ist das Plattenlabel „Touch and Go“ aus Chicago für seine exquisite Musikauswahl in dem Genre Gitarrenmusik/Post(punk)rock berühmt. Veröffentlichungen neueren Datums treffen auch solche Eckpunkte wie LoFi-Electronica, etwa CocoRosie, oder Großraumarrangeure wie „Calexico“ und „The Black Heart Procession“. Eine der jüngeren vollbärtigen Bands sind Supersystem, die hießen früher mal „El Guapo“, haben aber deren zerhackstückelten Jazzcore weit hinter sich gelassen und gesellen sich musikalisch eher zu den Kollegen von „!!!“. „Supersystem“ sind ausgesprochen tanzbar, haben die für Disco-Punk obligatorischen seltsamen 80er-Verweise (so z. B. ein „Bohemian Rhapsody“-Zitat in dem Video zur neuen Single „White Light /White Light“) und Punk heißt hier vor allem, dass ihnen nichts heilig ist, immer auf der Suche nach unerwarteten Kombinationen von Melodie und Beats. So stellt man sich den Tanzstil dazu eher eckig und ungehobelt vor.

Den besseren Bandnamen und die teurere Internetseite haben The Books als mögliches Argument, die ungünstigerweise am gleichen Abend auftreten. Electronica geht auch hier als Bezeichnung natürlich genau am Stile des Duos vorbei, es geht vielmehr darum, auf der Bühne sein Süppchen zu kochen und langsame Arrangements aus Samples, Stimmen und Gitarrenloops zu brauen. Genauso fragmentarisch entstehen anscheinend die Texte aus Anagrammen, Tao-Zitaten und Interview-Schnipseln.KERSTIN SCHROEDINGEREcho is your love + tschilp: Fr, 24. 11., 21 Uhr, Rote FloraMike Watt and the Missing Men (+ Red Hot Chili Peppers): Fr, 24. 11., 20 Uhr, Color Line ArenaSupersystem, So, 26. 11., 20 Uhr, MolotowThe Books, So, 26. 11., 21 Uhr, Uebel & Gefährlich