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LESERINNENBRIEFE

Krieg als TV-Event

■ betr.: „Der falsche Deckel aufm Topf“, taz vom 15. 12. 10

Der Krieg zum Weihnachtsfest als TV-Event. Kriegsminister Guttenberg und seine Frau, beide wie immer eloquent und adrett gekleidet, zum Frontbesuch in Afghanistan. Dazu der Seichttalker Johannes B. Kerner, der in Masar-i-Scharif mit seinem Gelaber eine Sendung seiner im Quotentief dümpelnden Show aufzeichnete. Mit solchen Sendungen wird der Krieg endgültig kommerzialisiert. Dutzende von Bundeswehrsoldaten sind in Afghanistan schon ums Leben gekommen, da ist diese Schau peinlich und geschmacklos. Aufbauhilfe in Afghanistan? Brunnenbau etc. Hat das jemand geglaubt? In Afghanistan mit seinen riesigen Rohstoffvorräten an Eisen, Kupfer, Gold und Lithium lockt der Profit und für den Profit mussten die Soldaten schon immer ihr Leben riskieren. Da haben unsere Politiker für die Bundeswehr, die ihre eigentliche Aufgabe, die Verteidigung der Bundesrepublik Deutschland, verloren hat, eine neue Aufgabe gefunden. HEINZ KORNEMANN, Wolfsburg

Das Geld ist knapp

■ betr.: „Herrliche Zeiten: Die Guttenbergs auf Frontbesuch“,taz vom 14. 12. 10

Wenn der Herr Verteidigungsminister seinen Truppen vor Ort beim Verteidigen (?) eine schöne Weihnacht wünscht, ist das für mich okay. Meine Frage verbunden mit dem Wunsch einer journalistischen Recherche: Finanziere ich als Steuerzahler die Mitreise seiner Ehefrau und z. B. von Herrn Kerner mit? Und was hat der niedersächsische Ministerpräsident denn dort daselbst verloren? Das Geld ist knapp und ich möchte es nicht in Medienkampagnen verplempert sehen. WOLFGANG SIEDLER, Langenhagen

Neues von Barbie und Ken

■ betr.: „In Zeiten der Restauration“, taz zwei vom 14. 12. 10

Vielen Dank für Ihr herrliches Stück über die Eheleute zu Gutenberg und deren jüngste Reise-Aktivitäten. Besser kann man es nicht machen! Mein Vorschlag dazu: die Einrichtung einer festen Rubrik unter dem Titel: „Neues von Barbie und Ken“. KOLJA BODE, Weddel

Entscheidende Fehler

■ betr.: „Wie sag ich’s meinem Kinde?“, sonntaz vom 11. 12. 10

Im Artikel wird das Mitscherlich-Buch „Die Unfähigkeit zu trauern“ genannt mit dem Vorwurf der Nachkriegsgeneration an ihre Eltern, nicht um die ermordeten Juden getrauert zu haben. Wenig später schreibt Unfried dann: „Die Deutschen trauerten wohl, aber nicht um die Juden.“ Das ist genau das Gegenteil der Erkenntnis der Mitscherlichs. In nahezu allen mir bekannten Erwähnungen des Mitscherlich-Buches wird dieser entscheidende „Fehler“ gemacht. Die Beschreibung der „Unfähigkeit zur Trauer“ der deutschen Nazigeneration meint zuallererst die ausbleibende Trauer um den toten Hitler! Die Trauer um die von dieser Generation ermordeten Juden ist gleichsam von jener Trauer um Hitler abgeleitet. Mitscherlichs zeigen auf, dass die völlige Identifikation mit dem „Objekt Hitler“ verdrängt wird und somit dessen Verlust auch nicht betrauert werden kann. Erst dann wären diese Menschen imstande, auch um die von ihnen ermordeten Menschen ernsthaft zu trauern. Es ist bemerkenswert, dass derartige Differenzierungen – einfach mal richtig nachlesen – kaum gemacht werden. EDMUND FRIEDRICH, Hamburg

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