Das Publikum hat gewählt

GESCHMACKSSICHER Beim Bremer Favourites Film-Festival werden die Filme gezeigt, die bei anderen Festivals Publikumspreise gewonnen haben

Wenn ein Film auf einem Festival gewinnt, bedeutet dies noch lange nicht, dass er auch in die Kinos kommt. Selbst ein Publikumspreis ist keine Garantie für volle Kinosäle, denn es gibt auch Filme, die nur auf Festivals funktionieren. Deshalb ist das Konzept des „Favourites Film-Festival“ so einleuchtend. Hier werden Filme nachgespielt, die auf anderen Festivals vom Publikum ausgewählt wurden.

Dabei handelt es sich nicht um die Gewinner von Cannes, Venedig, Berlin oder Toronto, sondern um jene von kleineren Festivals wie Kiew, Göteborg, Sydney oder Morelia. Entsprechend unbekannt sind auch die Namen der Filmemacher.

Der Debütfilm „My Beautiful Country“ von Michaela Kezele erzählt die Liebesgeschichte einer serbischen Witwe und eines albanischen Soldaten während des Kosovokriegs. Romanzen, in denen die Liebenden verfeindeten Lagern angehören, sind offensichtlich immer noch populär. Auch der Gewinnerfilm des Queer Film Festivals in Sydney „Out in the Dark“ erzählt von der geheimen Liebe zwischen einem Palästinenser und einem Israeli.

Eine dramatische Liebesgeschichte kann sich aber auch zwischen Dorfbewohnern entwickeln – das zeigt der estnische Film „Kertu“. Die Titelheldin ist so in sich verschlossen, dass sie für geistig zurückgeblieben gehalten wird. Als sie eine Nacht mit dem Säufer und Frauenhelden Villu verbringt, sind alle im Dorf davon überzeugt, dass er sie missbraucht hat.

Zu dem Thema illegale Migranten gibt es auf dem Festival gleich zwei Filme: eine Tragödie und eine Komödie. In „The Golden Dream“ aus Mexiko wird von vier Teenagern erzählt, für die die Reise von Guatemala in die USA zu einem Leidensweg wird. In „Bekas“ haben dagegen zwei Waisenkinder im Irak sehr naive Vorstellungen von einem Amerika, wo Supermann wohnt.

„A Hijacking“ aus Dänemark basiert auf einer ähnlichen wahren Geschichte wie die Hollywood-Produktion „Captain Phillips“ mit Tom Hanks. Auch hier wird ein Frachtschiff von somalischen Piraten entführt, aber erzählt wird diesmal aus der Perspektive des Schiffskochs.

„Nach Writzen“ ist der einzige Dokumentarfilm im Programm. Die deutsche Produktion begleitet drei Jugendliche nach ihrer Entlassung aus der JVA Writzen in Brandenburg und zeigt, wie unterschiedlich sie sich in den folgenden drei Jahren entwickeln. Der Film hat bei den Docu Days in Kiew gewonnen. HIP

Favorites Film Festival: 27. Mai bis 1. Juni, City 46, Bremen