„Wir sind ihn los…!“

TALK Schauspielerin Varia Linnéa Sjöström ist heute Gast beim Theatertreffen im Brauhauskeller

■ seit 2007 Mitglied des Schauspiel-Ensembles am Bremer Theater.

taz: Frau Sjöström, wie persönlich nehmen Sie eine Rolle?

Varia Linnéa Sjöström: Ich arbeite wirklich grundsätzlich mehr aus mir heraus. Das kommt eher automatisch, weil jede Rolle Gefühle und Stimmungen hat, die ich mit ihr teilen kann…

mit der mörderischen Kriemhild, die Sie gerade proben?!

So weit, dass ich Leute umbringen will, geht’s nicht. Aber ihre Motivation zieht sie ja aus Gefühlen, die mir bekannt sind.

Ist da die Rolle das wichtigste, die Regie oder das Ensemble?

Das Zusammenspiel von allem. Manchmal hat man Pech, und versteht sich nicht mit dem Regisseur – da nützt dann auch die größte Rolle nichts. Das kann die Arbeit beschädigen.

So, wie – letzte Saison – eine miese Grundstimmung?

Intern war die nicht schlecht: Das Bremer Theater ist ein tolles Haus, weil alle Anteil nehmen und jeder zu jeder Aufführung eine eigene Meinung hat.

So war das?

Das sieht man doch daran, dass eben nicht alle gesagt haben: Ich muss hier so schnell wie möglich weg. Es gibt hier einen guten Zusammenhalt. Was genervt hat war, dass es bei jeder Produktion immer nur noch um den Intendanten ging.

Das ist jetzt vorbei.

Ja, das fühlt sich wie ein Neustart an. Das Gefühl „Wir sind ihn los…!“ ist eine Erleichterung.

Dabei erhöht die Übergangsphase den Druck, sich ins Schaufenster zu stellen – für den nächsten Intendanten.

Mich beschäftigt das nicht so: Das ist mein Erst-Engagement. Da bin ich nach drei Jahren eher in der Phase, dass ich von mir aus wechseln müsste – und die letzten gemeinsamen Jahre mit den KollegInnen genießen möchte. Vielleicht präsentiert man sich dann mehr – aber nicht, weil man schnell weg möchte.

Sondern?

Na, es gehört ja zum Schauspielen schon wesentlich dazu.

INTERVIEW: BES

20.30 Uhr, Brauhauskeller