Hubertus Gassner, Kunsthallenleiter
: Der Eingeknickte

■ 60, geboren in Frankfurt / M., Kunsthistoriker. Leitete das Documenta-Archiv und das Folkwang Museum Essen.  Foto: dpa

Jetzt hat er den Schierlingsbecher doch getrunken, beinahe jedenfalls: Hubertus Gassner, seit 2006 Direktor der Hamburger Kunsthalle, hat um fünf Jahre verlängert. Gestern billigte auch der Stiftungsrat den Vertrag.

Darin steht, dass Gassner sich verpflichtet, mit dem gegenwärtigen städtischen Zuschuss auszukommen. Keine utopische Forderung erstmal. Problematisch ist sie aber doch: Die Kunsthalle ist chronisch unterfinanziert, 800.000 Euro fehlen dem Haus jedes Jahr.

Über eine mögliche Lösung dieses Problems ist viel gestritten worden im vergangenen Vierteljahr, und Gassner ist dabei nicht als Drückeberger aufgefallen: Vehement widersprach er etwa der inzwischen ehemaligen Kultursenatorin, als die eine den Finanzen geschuldete Teilschließung mit angeblichen Brandschutzfragen begründete. Entschieden weigerte er sich auch, eine Solidaritäts-Menschenkette um die Kunsthalle abzusagen.

Und nun? Hat er einen Vertrag unterzeichnet, der jede Budget-Überschreitung zum Kündigungsgrund macht. Monate lang hatte Gassner die Unterschrift zuvor verweigert und den Verdacht genährt, er schaue sich woanders um. Hat er also am Ende nichts gefunden und muss, gedemütigt, im klammen Hamburg ausharren bis zur Rente?

„Wegzugehen war nie eine Option für mich“, sagt Gassner in seiner gewohnt unbekümmerten Art. „Nur wenn die Verhandlungen gescheitert wären, hätte ich mich anders orientiert.“ Aber jetzt habe man sich ja geeinigt. Allerdings, schiebt er nach, „sind die Probleme die selben geblieben“. Nur, dass er jetzt nicht mehr sagen darf, dass die Kunsthalle unterfinanziert sei. Und stattdessen Fehlbeträge bei Sponsoren einwerben muss.

Er trägt es, so scheint’s, mit Fassung. Vielleicht aber sehnt sich Gassner, der in Hamburg Rothko, Caspar David Friedrich, Polke und Degas ausstellte, doch manchmal zurück nach Essen: Dort leitete er bis 2006 erfolgreich das Folkwang Museum. Die Cézanne-Schau von 2004 war ein echter Blockbuster. Deshalb holte man ihn nach Hamburg – und weil er so gut mit Sponsoren kann. Dieses Händchen für die Akquise ist ihm in gewisser Weise nun auf die Füße gefallen. PS