Anschlagserie fordert mindestens 145 Tote

Mörserbomben und Selbstmordattentäter erschüttern Bagdads Stadtteil Sadr City. Angriff auf Gesundheitsministerium

BAGDAD/BERLIN ap/taz ■ Bei Anschlägen an verschiedenen Stellen im schiitischen Armenviertel Sadr City in Bagdad kamen gestern nach Angaben der Polizei mindestens 145 Menschen ums Leben. Rund 240 Menschen wurden verletzt. Die drei Selbstmordattentate und zwei Mörserangriffe erfolgten im Viertelstundentakt, beginnend auf einem Gemüsemarkt.

Zuvor hatten im Norden der Stadt bewaffnete Aufständische das irakische Gesundheitsministerium angegriffen. Sie beschossen das Gebäude im Norden Bagdads mit Mörsern und lieferten sich heftige Kämpfe mit Wachleuten, wie aus Sicherheitskreisen verlautete.

Die etwa 30 mutmaßlich sunnitischen Angreifer versuchten laut Fernsehberichten das Ministerium zu stürmen. Alle Zufahrtstraßen zu dem Gebäude im Bezirk Bab al-Muadham wurden abgeriegelt, wie Sicherheitskräfte mitteilten. Nach etwa drei Stunden wurden die Angreifer in die Flucht geschlagen, als US-Hubschrauber und irakische Panzerfahrzeuge eintrafen. Die Mitarbeiter des Ministeriums konnten das Gebäude unversehrt verlassen.

Nach Angaben der UNO kamen im Monat Oktober 3.709 Zivilisten bei bewaffneten Auseinandersetzungen im Irak ums Leben – durchschnittlich 120 pro Tag. Im September hatte die Zahl der zivilen Opfer laut UNO bei 3.345 gelegen.

Regierungschef Nuri al-Maliki rief die Aufständischen dazu auf, an Gesprächen über die Beendigung der Gewaltakte teilzunehmen. Sie sollten Vermittler zu einer eintägigen Konferenz über nationale Versöhnung entsenden, die am 28. oder 29. November in Bagdad stattfinden soll, wie Times Online berichtete. Zweimal war ein solches Treffen bislang verschoben worden; und am 29. wird Maliki zu einem Treffen mit US-Präsident George W. Bush in der jordanischen Hauptstadt Amman erwartet. Zu einem späteren Zeitpunkt soll dann eine breiter angelegte Konferenz außerhalb des Irak stattfinden, an der die Führer der Aufständischen selbst teilnehmen sollen. Als Tagungsorte sind Amman und die syrische Hauptstadt Damaskus im Gespräch. Nicht eingeladen sind ausländische Terrorgruppen wie al-Qaida und die Mahdi-Armee, eine schiitische Miliz unter Führung von Muktada al-Sadr. Die schiitisch dominierte Regierung argumentiert, dass sie mit dieser Miliz allein fertig werden könne. B.S.