Taliban angeblich gestoppt, aber weiterhin intakt

AFGHANISTAN US-Bericht über Fortschritte im Krieg ist nur gedämpft optimistisch, der CIA noch weniger

DELHI taz | Die Nato-Truppen in Afghanistan machen Fortschritte im Kampf gegen die Taliban. So bewertet der gestern vorgelegte Lagebericht für US-Präsident Barack Obama die Lage am Hindukusch. Die „Dynamik, die die Taliban in den vergangenen Jahren erreicht haben“, sei in vielen Landesteilen gebrochen und „in einigen Schlüsselgebieten umgekehrt“ worden. Die Fortschritte seien aber weiterhin „fragil und umkehrbar“. Es gebe weiter große Herausforderungen. Vor einem Jahr hatte Obama die US-Truppen in Afghanistan als Teil einer neuen Strategie um weitere 30.000 auf 100.000 Mann aufgestockt. Ab Mitte 2011 ist weiterhin der Beginn des Nato-Abzugs vorgesehen.

Diesen verhaltenen Optimismus teilt nicht einmal der US-Geheimdienst. Weil Pakistan nicht gewillt sei, die militanten Terrorgruppen in der Grenzregion effektiv zu bekämpfen, sei ein Fortschritt im Kampf gegen die Taliban in Afghanistan sehr schwierig zu erreichen, zitierte die New York Times einen CIA-Bericht. Die Aufständischen könnten sich nach Angriffen ungestört nach Pakistans zurückziehen. Kürzlich wurde bekannt, dass Pakistans Militär in der Grenzregion Kurram zwischen pakistanischen Taliban, einer Gruppe afghanischer Taliban und dem lokalen Stamm, der gegen die Taliban kämpfte, vermittelte. Danach soll die afghanische Taliban-Gruppe ungehinderten Zugang nach Pakistan erhalten haben.

Pakistan ist offiziell ein Verbündeter im Kampf gegen Taliban und al-Qaida. Doch will es bei der Neuordnung Afghanistans nach einem Nato-Abzug mitreden und bedient sich dazu alter Kontakte zu den Aufständischen aus der Zeit der sowjetischen Besatzung Afghanistans.

Auch das Internationale Rote Kreuz zeichnet ein düsteres Bild. Hilfsbedürftige seien immer schwerer zu erreichen, weil bewaffnete Gruppen das Leben der afghanischen Bevölkerung immer mehr beeinträchtigten. In den letzten 30 Jahren sei der Zugang für das Rote Kreuz und andere Helfer noch nie so schlecht gewesen. AGNES TANDLER