Bon anniversaire, Charles Aznavour

ARMENIEN Die Chansonlegende feiert heute 90. Geburtstag – ein politisch Couragierter

VON TIGRAN PETROSYAN

Heute feiert der armenischstämmige Schahnur Waghinak Asnawuryan seinen 90. Geburtstag. Sein Tournee sieht vor, dass er diesen in der Arena in Berlin feiern wird, 17.000 Besucher werden ihm gratulieren können.

Charles Aznavour ist einer der größten Chansonsänger der Nachkriegszeit – und er ist, französischer Staatsbürger längst, bekennender Armenier. Ein Sohn, wie er sagte, seiner Herkunft, seiner Vorfahren. Aznavour pflegt die Heimat seiner Vorfahren sorgfältig. Als 1988 die Erde in Armenien bebte, 25.000 Menschen ums Leben kamen und 510.000 obdachlos wurden, gründete er die „Aznavour für Armenien“-Stiftung, um – erfolgreich! – zum Wiederaufbau des Erdbebengebiets beizutragen.

Dass seine politischen, gesellschaftlichen Projekte starke Resonanz fanden, dass überhaupt Armenien wieder in der Mitte Europa wahrgenommen wird, liegt natürlich an der famosen künstlerischen Karriere, die Aznavour zu einer Ikone französischer Liederkunst machte. Er hat Chansons zu Klassikern gemacht, „La bohème“, „Mourir d’aimer“ oder „Les comédiens“, auf deutsch das Lied „Du lässt dich geh’n“, auf Englisch „She“. Er spielte in Filmen wie „Schießen Sie auf den Pianisten“, „Die Phantome des Hutmachers“ und auch in der „Blechtrommel“.

Er ist der Brückenbauer zwischen Armenien und Europa. Traditionell begleitet er die französischen Präsidenten, wenn sie zum Staatsbesuch nach Jerewan reisen. Seit 1995 ist er armenischer Botschafter bei der Unesco, er vertritt sein Land bei den Vereinten Nationen in Genf.

Keiner scheint so diplomatisch taktvoll wie glaubwürdig für die Anerkennung des Völkermords an den Armeniern im Osmanischen Reich des Jahres 1915 einzutreten. „Ich habe nichts gegen Türken“, sagt Aznavour. Aber die Anerkennung des Völkermords sei notwendig, vor allem auch in der Türkei.

„Es wäre auch an der Zeit, dass Deutschland dieses Verbrechen völkerrechtlich anerkennt, so wie es bereits Frankreich und die Schweiz getan haben“, sagte Aznavour in einem Gespräch mit der Zeit. „Nicht weil seine Politiker die Ausrottung der Armenier befohlen, sondern weil sie zugeschaut haben.“