Widerstand an Weihnachten

PROTEST Demonstrationen richten sich gegen Weihnachtskonsum, Rassismus und Kapitalismus

Ganz Berlin schwelgt in Weihnachtsstimmung? Nein. Am Samstag wollen linke Gruppen gegen Massenkonsum, Kapitalismus und Rassismus protestieren. Statt blindem Weihnachtsshopping fordern zwei Demonstrationen mehr Aufmerksamkeit für die „untragbaren Ungerechtigkeiten in dieser Welt“.

„Santa Claus frönt dem Leichenschmaus“, heißt das Motto eines antirassistischen Aufzugs im Prenzlauer Berg, der um 15 Uhr am Kollwitzplatz beginnt. Der heutige Wohlstand Europas basiere auf der Ausbeutung vor allem afrikanischer Länder, so ein Aufruf. Trotzdem schotte Europa seine Grenzen gegenüber Flüchtlingen ab. „Niemand hat das Recht, friedlich unterm Weihnachtsbaum zu sitzen, solange die Welt geplündert und vergewaltigt wird“, kritisiert das Bündnis aus knapp 20 antirassistischen Initiativen. Gerade durch die Sarrazin-Debatte sei auch in Berlin Rassismus wieder salonfähiger, beklagt Demo-Mitorganisator Komi. Alle Menschen aber hätten ein Anrecht auf Bewegungsfreiheit und soziale Rechte. Laut Polizei sind 150 Teilnehmer für den Aufzug angemeldet, die Veranstalter hoffen auf mehr.

Bereits um 14 Uhr startet am U-Bahnhof Kurfürstendamm die alljährliche „Kampf dem Weihnachtsterror“-Demonstration. Auch hier soll gegen „Weihnachtsheuchelei, soziale Raubzüge und islamophobe Terrorhysterie“ protestiert werden. Weihnachten gehöre zu den Säulen kapitalistischer Herrschaft, so ein Aufruf. Knapp 100 Demonstranten werden erwartet.

Auch am Heiligabend müssen Weihnachtskritiker nicht allein bleiben: In Friedrichshain gibt es im Vetomat ein „Weihnachtsgeschädigtenasyl“. In Kreuzberg lädt das Clash zur „Weg mit dem Rotkohl“-Party, in Mitte feiert die Köpi ein „antichristliches Besäufnis“. KONRAD LITSCHKO