Der Wochenendkrimi
: Allein mit dem Hass

„Bella Block: Mord unterm Kreuz“, Sa., 20.15 Uhr, ZDF

„Ich mag, dass du mich magst.“ Ein kurzer klarer Satz, den die Ermittlerin da zu ihrem Lebensgefährten spricht. So was muss auch mal gesagt werden. Nicht jeder mag es, gemocht zu werden. Mancher mag nicht mal sich selbst mögen. So wie dieser Typ mit Hund, der in seinem Hass auf die Menschen und auf sich selbst die gesamte Umwelt verpestet. Der wohnt alleine in einer Sozialwohnung und blafft jeden an, der es wagt, seinen schön kultivierten Ekel vor Gott und der Welt zu stören. Als ihn die Kommissarin zurechtweist, pflaumt er zurück: „Ich bin nun mal der Einzige, der es mit mir aushält. Da wird man so.“

Doch der Menschenfeind Andreas Zeil (Wolfgang Michael) ist auch der Einzige, der Bella Block (Hannelore Hoger) einen Hinweis liefert, weshalb der Geistliche eines katholischen Internats ermordet worden sein könnte. Zeil agiert als Vorsitzender einer Selbsthilfegruppe, der tote Priester hat angeblich ihn und andere Zöglinge geschlagen und seelisch gequält. Aber soll man so einem wie Zeil glauben? Immerhin hat er eidesstattliche Erklärungen von Mitschülern gefälscht. Denn die können sich nicht mehr daran erinnern, ebenfalls misshandelt worden zu sein.

Züchtigung unterm Kruzifix – das Thema lädt dazu ein, sich an mit religiöser Ikonografie hochgetunten Gewaltszenarien zu weiden. Doch daran ist Hans Steinbichler nicht interessiert. Er ist so was wie der Urbayer unter den deutschen Autorenfilmern; für sein Debüt „Hierankl“ inszenierte er das Familiendrama als modernen Heimatfilm, und im gerade gestarteten Patriarchenporträt „Winterreise“ folgt er einem bayerisch grantelnden Eisenwarenhändler in die Abgründe der eigenen Seele. Es ist wohl keine ungünstige Fügung, dass die Geschichte seines ersten Fernsehkrimis nicht in der Alpenprovinz, sondern in der katholischen Diaspora Hamburg angesiedelt ist. Das schützt Steinbichler in dieser Episode (Buch: Eva Zahn, Volker A. Zahn) davor, in die Klischeefalle zu tapsen.

Aber an der Grausamkeit der Misshandlungen ist der Regisseur sowieso weniger interessiert als an der Grausamkeit, mit der hier die Mechanismen der Verdrängungen arbeiten: Selbstverleugnung und Selbsthass, wo die Kamera hinschaut. Dabei geht es auch um die Haushälterin des Ermordeten (Monica Bleibtreu), die zum Priester eine eigentümliche Beziehung unterhielt. Wie weit sie ins Körperliche reichte, darüber gibt es im Film keine eindeutige Auskunft. Irgendwann sagt Bella Block zur Haushälterin nur: „Liebe ist nicht schmutzig.“ Noch so ein kurzer klarer Satz, der zur Selbstverständlichkeit erhebt, was für manches Ohr ungeheuerlich klingt. CHRISTIAN BUSS