Nie mehr Mäuseliga

Regionalligist Wuppertaler SV leidet unter Zuschauer-schwund. Aufstieg in die zweite Liga soll Abhilfe schaffen

„Wir wollen in kleinen Schritten nach oben“, sagt Wuppertals Mike Rietpietsch

WUPPERTAL taz ■ „Bloß raus aus dieser Mäuseliga“, hat Achim Weber, Sportlicher Leiter und Mann für markige Sprüche beim Wuppertaler SV Borussia, die Zielsetzung des Regionalligisten einmal beschrieben. Ihren Ruf als „Mäuseliga“ hat die Regionalliga in den vergangenen Wochen untermauert. Auch dank des WSV. Am 28. Oktober kassierten die Bergischen beim VfB Lübeck eine 0:5-Klatsche und alle an der Wupper dachten: „Das war‘s dann mal wieder mit dem Aufstieg.“ Doch die Liga fährt Achterbahn, jeder schlägt jeden. Tabellenplätze und Namen spielen keine Rolle. Zwischenstand beim WSV zum 18. Spieltag: Nach dem 2:0-Sieg über die kleinen Werkskicker von Bayer Leverkusen ist der Klub Spitzenreiter.

Wie das geschehen konnte, ist Mike Rietpietsch ziemlich wurscht. „Gegen Leverkusen hatten wir den Papst in der Tasche. Aber wie der Sieg zustande gekommen ist, fragt morgen schon kein Mensch mehr. Ich steige gerne mit Glück auf. Wir wollen in kleinen Schritten nach oben“, so der ehemalige Profi und WSV-Mannschaftskapitän.

Vielleicht kommen dann auch wieder mehr WSV-Fans ins Stadion. Gegen Leverkusen waren es gerade einmal kümmerliche 2.263 Besucher – die Quittung für die 1:2-Niederlage aus der Vorwoche beim SV Wilhelmshaven. Die Liaison WSV und WSV-Fans ist in dieser Saison eine bislang schwierige. WSV-Präsident Friedhelm Runge ist für einige Fans ein rotes Tuch und auch Trainer Uwe Fuchs muss noch lange in Vorleistung treten, um echte Sympathien am Zoo zu gewinnen. Seine Art der Außendarstellung und manche Personalentscheidung kommen nicht bei jedem Fan an. Höhepunkt: Selbst beim 2:1-Sieg über Union Berlin vor zwei Wochen forderte mancher Zuschauer den Rauswurf von Fuchs.

Davon kann nach dem Sieg über die Leverkusener Bubis nicht die Rede sein. Der Erfolg der Wuppertaler war weniger überzeugend, als es das Ergebnis vermuten lässt. Das Team von Gäste-CoachUlf Kirsten war nach einer guten Anfangsphase des WSV (Führungstor durch Gustav Policella in der 17. Minute) spielerisch klar überlegen und wirbelte den Gastgeber gehörig durcheinander. Glück für den WSV, dass es in Leverkusen klare Hierarchien gibt, an denen auch Kirsten nicht vorbei kann. So musste er den starken Pierre de Wit auf Order von Chefcoach Michael Skibbe bereits nach 60 Minuten auswechseln, um ihn für das Bundesliga-Spiel gegen Cottbus zu schonen.

Während Kirsten einen „echten Killer“ in seiner Mannschaft bezüglich des Abschlusses vermisst (Leverkusen traf zweimal per Kopf die Latte), kann sich der WSV auf Gaetano Manno scheinbar wieder verlassen. Er erlöste die WSV-Fans in der 90. Minute mit einem Kontor zum 2:0, sein sechster Saisontreffer. Nach einem „mentalen Loch“, in das er in den vergangenen Wochen gefallen war, hatte er gegen Leverkusen von Beginn an ein „gutes Gefühl“. „Ich habe in der Trainingswoche gut gearbeitet und vor dem Spiel gut geschlafen. Dann ist man auch im Spiel gut drauf“, so der kleine italienische Stürmer.

So sammelt der WSV weiter Pluspunkte für den Aufstieg in die 2. Liga. „Es ist unser Ziel, oben mitzuspielen, insofern überrascht mich der erste Platz nicht. Ich gehe davon aus, dass wir oben bleiben. Wäre ja auch schlimm, wenn ich was anderes sagen würde“, meinte Kapitän Rietpietsch. Wer will schon in einer „Mäuseliga“ kicken?

THOMAS BESCHE