Navi im Rattengehirn erforscht

WISSENSCHAFT Räumliche Orientierung von Ratten funktioniert fast wie bei Menschen. Ein Forscher-Ehepaar wird für diese Erkenntis in Hamburg geehrt

Der mit 750.000 Euro dotierte Körber-Preis geht in diesem Jahr an die norwegischen Hirnforscher May-Britt und Edvard I. Moser. Das Ehepaar habe durch Experimente mit Ratten spezielle Nervenzellen im Gehirn der Tiere entdeckt, die den Nagern eine räumliche Orientierung ermöglichen, erklärte die Körber-Stiftung am Donnerstag in Hamburg. „Damit wird zum ersten Mal eine echte Denkleistung auf zellulärer Ebene im Gehirn nachweisbar.“

Die beiden Forscher hoffen, dass sich aus ihren Erkenntnissen langfristig Therapiemöglichkeiten für Alzheimerpatienten ergeben. Denn deren Raumorientierung funktioniert nur noch eingeschränkt.

Ratten messen ihre zurückgelegte Entfernung mit sogenannten Rasterzellen, die es in ähnlicher Form auch im menschlichen Gehirn gibt. Das fanden die Mosers bereits 2005 heraus. „Es ist so, als würden die Tiere mit den Rasterzellen in einer neuen Umgebung die Zahl ihrer Schritte messen“, zitierte die Stiftung Edvard Moser. Das helfe den Nagern, einen Sinn für Abstände in ihrer so genannten „kognitiven Landkarte“ zu gewinnen.

Wenn sich die Tiere einem Hindernis nähern, werden die Grenzzellen aktiv. Raster- und Grenzzellen arbeiten mit Kopfrichtungszellen zusammen, die für die Ratte wie eine Art Kompass funktionieren und dem Tier die Richtung weisen.

Das Moser-Team habe der Hirnforschung gleichsam die Tür zu den abstrakten Abteilungen des Gehirns geöffnet, erklärte die Körber-Stiftung. Der Preis wird dieses Jahr zum 30. Mal vergeben und soll am 5. September im Hamburger Rathaus überreicht werden. Das Preisgeld will das Ehepaar nutzen, um die physiologischen Abläufe in den Rasterzellen des Rattengehirns weiter zu erforschen.   (dpa)