HSH-Prozess bald zu Ende

KRISEN-FOLGEN

Der Prozess gegen den ehemaligen Vorstand der HSH Nordbank biegt auf die Zielgerade ein. Am Mittwoch soll vor dem Hanseatischen Oberlandesgericht (OLG) die Staatsanwaltschaft plädieren, anschließend die Verteidigung. Wie ein Sprecher mitteilte, sieht die Staatsanwaltschaft keinen Grund, von ihren Vorwürfen abzurücken. Die angeklagten Vorstände haben die Vorwürfe wiederholt zurückgewiesen.

Die Verhandlung wirft ein Schlaglicht auf die Zeit vor dem Ausbruch der Finanzkrise. Im Mittelpunkt steht die Landesbank von Hamburg und Schleswig-Holstein, die damals versuchte, am scheinbar unbegrenzten Wachstum der Finanzmärkte teilzuhaben und sich dabei besinnungslos in Risiken stürzte. Die Politik, „besoffen“ vom Erfolg der Bank und den abfallenden Gewinnen, wie es die ehemalige schleswig-holsteinische Ministerpräsidentin Heide Simonis (SPD) ausdrückte, ließ die Banker gewähren.

Die Verhandlung vor dem OLG, bei der haufenweise Details komplexer Bankgeschäfte zu sichten sind, hat im vergangenen Juli begonnen und schon mehr als 50 Verhandlungstage verschlungen. Angeklagt ist der gesamte 2007 amtierende Vorstand, darunter der spätere Vorstandschef Dirk Jens Nonnenmacher.

Allen sechsen wird vorgeworfen, sie hätten ein Kreditgeschäft namens „Omega 55“ abgenickt, ohne dessen Risiken wirklich abwägen zu können. Damit hätten sie sich der schweren Untreue schuldig gemacht. Bei dem Geschäft, das die Bankbilanz mit Blick auf einen damals noch angepeilten Börsengang verschönern sollte, verlor die Nordbank fast 160 Millionen Euro. Nonnenmacher und der ehemalige Kapitalmarktvorstand Jochen Friedrich sind zudem angeklagt, im ersten Quartalsbericht 2008 einen Überschuss von 81 Millionen Euro ausgewiesen zu haben, während die Bank tatsächlich 31 Millionen Euro Miese machte.

Nonnenmacher hat erst kürzlich noch einmal seine Unschuld beteuert. „Einen möglichen Schaden für die Bank habe ich nicht ansatzweise erkennen können, auch nicht erkannt und schon gar nicht billigend in Kauf genommen“, sagte er.  KNÖ