LESERINNENBRIEFE
:

Ihr seid nicht solidarisch

■ betr.: AfD-Anzeige, taz-Berlin vom 17. 5. 14

Da draußen kämpfen Jugendliche Tag für Tag gegen den Nationalismus & Rassismus der AfD (falls ihr das nicht mitkriegt). Und ihr druckt ’ne Werbung ab, auf der steht, die AfD sei ja gar nicht so. Schämt euch! Jahr für Jahr hab ich eure Zeitung gekauft, am Kiosk verteidigt (als einzig lesbares Blatt!), mein letztes Bafög euch geopfert; ihr habt das nie verdient!

Während da draußen Jugendliche massive Polizeirepression erleiden, weil sie beispielsweise Wahlkampfaktionen der AfD zu verhindern versuchen, druckt ihr für eben diese europafeindliche Partei Wahlwerbung. Ihr seid nicht mehr solidarisch! NOAM TSCHIGIRINSKI, Lübeck

Keine wählbare Partei

■ betr.: AfD-Anzeige, taz-Berlin vom 17. 5. 14

ich lese eure zeitung seit 25 jahren, habe sie einen großteil dieser zeit abonniert, sie ist mir sehr ans herz gewachsen. vielleicht habe ich aus lauter gewöhnung an euch eine entwicklung übersehen, die euch am samstag dazu veranlasst hat, in der berlin-ausgabe eine anzeige der afd zu drucken? ja, die taz ist bürgerlicher geworden, gesetzter, klar, manchmal ist sie immer noch frech und provozierend, obwohl wiglaf droste mittlerweille für die junge welt schreibt, aber eine provokation dieser art hätte ich bisher nicht für möglich gehalten.

vielleicht könnt ihr mir erklären, warum ihr diese werbung für eine in allen belangen unsympathische partei abgedruckt habt? vielleicht solltet ihr mal grundsätzlich eure politische ausrichtung mit euren lesern diskutieren. welche taz wollen die tazler und ihre leser? mehr kochrezepte oder mehr hintergrundinformationen zur ukraine-krise? ich bin schon sehr erschreckt. dass die taz die afd für wählbar hält, hätte ich nicht gedacht. KARSTEN HOUBEN, Berlin

Missverständlich zitiert

■ betr.: „Integration: In der Vorreiterrolle“, taz vom 14. 5. 14

In Ihrem Artikel über den Neuköllner Roma-Statusbericht werde ich mit dem Satz: „Wenn die Roma innerhalb kürzester Zeit Deutsch lernen würden, könnte der Antiziganismus weniger werden“ missverständlich zitiert.

Meine Bemerkung galt der während der Konferenz ausführlich diskutierten Tatsache, dass die Integration der neu zugereisten (rumänischen) Roma eine Aufgabe ist, der sich die bundesrepublikanische Gesellschaft stellen muss.

Umgekehrt aber – und auch das war Gegenstand der Tagung – können die Roma ebenfalls zur Integration beitragen, denn Integration ist ein beidseitiger Prozess. Jeder, der sich mit dem Thema beschäftigt, weiß, dass es für Roma (und andere „Migranten“) kaum gelingen kann, heimisch zu werden, wenn sie auf Schritt und Tritt spüren, dass sie nicht willkommen sind. Mit meiner Bemerkung wollte ich in zugespitzter Form darauf aufmerksam machen, dass Integration ohne Deutschkenntnisse nur schwer möglich ist. Und Integration ist eine starke Waffe gegen Vorurteile und stereotype Bewertungen („Antiziganismus“)!

Es fehlt der Hinweis, dass die Tagung „Rumänische Roma in Berlin: Immer Fremde oder bald Berliner?“ von der Deutsch-Rumänischen Gesellschaft Berlin veranstaltet wurde. Die Neuköllner Bezirksstadträtin Franziska Giffey gehörte als Gast zu den Teilnehmerinnen der Diskussion. In ihrem Eingangsreferat nahm sie auch Bezug auf den 4. Roma-Statusbericht, der Strukturen und Probleme schildert, die über Berlin-Neukölln hinaus Gültigkeit haben. MARIANNE THEIL,

Vorstandsmitglied der Deutsch-Rumänischen Gesellschaft

Langer Arm des Senats

■ betr.: „Billig wohnen statt billig einkaufen“, taz vom 22. 5. 14

Zur Aufenthaltsqualität auf dem Tempelhofer Feld trug praktisch von Anfang an der Biergarten mit einem vielfältigen Angebot an Essen und Trinken und einer Vielzahl an Liegestühlen bei. Ganz überraschend für diejenigen, die nicht täglich übers „Feld“ gehen, ist es damit seit einiger Zeit vorbei.

Dem Vernehmen nach soll die Grün Berlin GmbH (der lange Arm des Senats) die Schließung des Biergartens und das Entfernen der Liegestühle verfügt haben (siehe taz-Berlin vom 11. 4. 14; die Red.). Will man damit zeigen, wer das Sagen hat? Gibt es noch weitere Ideen? Vielleicht den Abbau der Toilettencontainer, das Beräumen der Pioniergärten und schließlich den Rückzug des Wachdienstes, damit Zaun und Tore geschlossen bleiben? Ich fordere dringend einen fairen Umgang mit dem Tempelhofer Feld und den Menschen, die es so nutzen wollen, wie es bisher ist. JÖRG NEUMANN, Neukölln

Falsche Rechnung

■ betr.: „Debatte ums Tempelhofer Feld: Müllers zweite Chance“, taz.de vom 22. 5. 14

Sie schreiben: Stadtentwicklungssenator Michael Müller „hätte dank kaufmännischer Ausbildung seinen Auftritt jetzt noch mit sachkundigen Sätzen krönen können, wonach sich der Preis aus dem Verhältnis von Angebot und Nachfrage ergibt.“

Müller war dann vielleicht schlauer als Ihr Autor Herr Alberti, denn teurer Wohnraum ist ein anderes Produkt als bezahlbarer Wohnraum. Mit der Erhöhung des Angebots von teurem Wohnraum auf dem Feld ändert sich nichts am Preis für bezahlbaren Wohnraum. Die 8 Euro pro Quadratmeter betreffen nur einen Bruchteil des geplanten Wohnraums und sind nur eine unverbindliche und jederzeit widerrufliche Absichtserklärung der Wohnungsbauunternehmen.

Und die Millionen für eine völlig unnötige neue Landesbibliothek werden leider auch nicht für sozialen Wohnungsbau ausgegeben. DORIAN MÜLLER, taz.de