PLATZWUNDER (1983/84)
: Ein wehmütiger Blick zurück auf den Zirkus

Das Platzwunder hat mit dem Ort zu tun, an dem dieser Film aufgenommen wurde: Hamburg-Wilhelmsburg. Er beginnt damit, dass in einem nächtlichen Industriehafen ein Dampfer von einem Hafenschlepper gedreht wird. Eine monoton-beschwingte Unterhaltungsmusik, durchkreuzt von vereinzeltem Schiffstuten, trägt das Bild, nimmt ihm die Schwere des Dokumentarischen und führt spielerisch aus der abgebildeten Wirklichkeit in eine künstliche hinüber.

Das Fluidum dieser wie Meereswellen wogenden Musik, in der sich ein paar durchsichtige, kennbare Tanzcharaktere – mit einer Prise Exotik – locker aufgereiht finden, ist auch das dieses Films insgesamt.

Wehmütig blickt er in die Manege, auf den Zirkus zurück. Die Herrlichkeit von dessen vergangener großer Zeit liegt in ihrer ganzen Fülle bereit, aber verhängt, in der Tiefe, unsichtbar, sehr weit. Aber sie liegt dort nicht taub. Ruft man sie mit dem richtigen Wort, beim richtigen Namen, dann kommt sie.

Dieser Ruf, der gleichzeitig nahe bringt und verfremdet, geht dieses Mal von einer Musik aus (Erik Satie), deren Schönheit fast noch mehr eine des Verschweigens als des Sagens ist. Reine Klangpunkte fügen sich zu einer flüchtigen, nuancierten Einheit zusammen. Der zarte, schwermütig getönte Glanz dieser gravitätischen Stücke, ihre mitfühlende Wärme, breiten sich über Dingen, Tieren und Menschen im schäbigen Zirkuszelt aus. Entrückend, verklärend wirken sie auf die Dokumentaraufnahmen bescheidenster artistischer Darbietungen ein und verzaubern den Geist.

Aus solchen Kapiteln oder Akten zusammengefügt, schreitet „Platzwunder“, während wir den Puls des Films, sein Aus- und Einatmen fühlen, in vielsagenden Tönen harmonisch wechselnd zu einem lebendigen Ganzen hin fort. PETER NAU