Auch Angela Merkel spricht jetzt von Krieg

TRUPPENBESUCH In Afghanistan benutzt die Kanzlerin so deutlich wie nie zuvor das K-Wort. Kurz vor ihrer Anreise stirbt ein Bundeswehrsoldat bei einem Unfall

BERLIN dpa/dapd | Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat bei einem überraschenden Truppenbesuch in Nordafghanistan so deutlich wie nie zuvor von einem „Krieg“ am Hindukusch gesprochen. „Wir haben hier nicht nur kriegsähnliche Zustände, sondern Sie sind in Kämpfe verwickelt, wie man sie im Krieg hat“, sagte Merkel am Samstag vor mehreren hundert Soldaten im Bundeswehrfeldlager in Kundus. Merkel lobte das Engagement der Soldaten: „Ohne Sie könnten wir nicht so sicher leben, und das müssen wir den Menschen auch sagen.“

Von Kundus aus flog die Kanzlerin nach Masar-i-Scharif, wo sie mit dem afghanischen Präsidenten Hamid Karsai zusammentraf, um mit ihm über den Aufbau und die Korruption des Landes zu sprechen. Auf die Frage, ob Karsai versprochen habe, gegen die Korruption vorzugehen, sagte Merkel nach dem Treffen: „Er hat konkret ehrlich gesagt gar nichts versprochen.“ Zum Ziel der Bundesregierung, Ende 2011 die ersten der derzeit 4.700 in Afghanistan stationierten deutschen Soldaten abzuziehen, sagte Merkel: „Das setzt voraus, dass die Lage auch so ist, dass man das verantworten kann.“ Darin sei sich die Bundesregierung einig.

Kurz vor Merkels drittem Besuch in Afghanistan starb am Freitag ein 21-jähriger deutscher Hauptgefreiter, als sich beim Reinigen von Waffen ein Schuss löste. Einen Tag nach Merkels Abreise wurden bei einem Anschlag im Einsatzgebiet der Bundeswehr am Sonntag fünf einheimische Sicherheitskräfte getötet.