Kassen gegen Zusatzversicherung

PFLEGE Chefin der Barmer Ersatzkasse hält die private Pflegepflichtversicherung für unnötig. Private und gesetzliche Töpfe sollten zusammengeführt werden

BERLIN dapd | Die Kassen setzen den Plänen der schwarz-gelben Koalition für eine Pflegezusatzversicherung heftigen Widerstand entgegen. Die Chefin der größten deutschen Krankenkasse Barmer GEK, Birgit Fischer, wies die Debatte darüber am Wochenende als „unnötig“ zurück. „Das Geld reicht aus – erst recht, wenn man die private und die gesetzliche Pflegeversicherung zusammenführen und die Töpfe nicht mehr trennen würde.“

Fischer sagte, durch die Zusammenführung der Mittel und Rücklagen beider Systeme würde die Pflegeversicherung insgesamt gestärkt. „Die Mittel würden dann mindestens noch 15 bis 20 Jahre ausreichen“, erklärte die Vorstandsvorsitzende. „Eine Reform mit Kapitaldeckung käme dagegen absolut zum falschen Zeitpunkt“, sagte Fischer. „Denn jetzt muss zum Beispiel über die Umsetzung eines neuen Pflegebegriffs diskutiert und in die Verbesserung ambulanter Strukturen investiert werden. Was nützt mir das Geld auf der hohen Kante, wenn ich es jetzt brauche?“

CDU, CSU und FDP hatten sich im Koalitionsvertrag darauf verständigt, neben der heutigen Pflegeversicherung eine weitere Säule mit Kapitaldeckung aufzubauen. Folge wären private Zusatzbeiträge ähnlich wie im Gesundheitswesen. Gesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) will die Reform 2011 angehen. Zunächst will er jedoch mit Fachleuten klären, welche Pflegeleistungen künftig erbracht und bezahlt werden sollen. Demenzkranke sollen zum Beispiel künftig besser versorgt werden. Auch den Pflegekräftemangel will Rösler bekämpfen. Er erklärte 2011 zum „Jahr der Pflege“.