„Sinnlicher als in 3-D“

KÖRPER In der Ausstellung „Krankheitsbilder“ werden diese literarisch und künstlerisch aufgearbeitet

■ 55, ist Kulturwissenschaftler und leitet das Krankenhausmuseum.

taz: Herr Tischer, die Bild hat von einer Horrorausstellung geschrieben. Sehen Sie das auch so?

Achim Tischer: Es werden Krankheitsbilder aus verschiedenen Epochen gezeigt. Das hat nichts mit Horror zu tun, aber die Bild muss das so schreiben. Wir zeigen auch Malereien, Fotografien und Textilien. Es gibt mikroskopische Aufnahmen des Körpers und 3-D-Bilder des Gehirns. Die Künstler haben sich jedoch auch durchaus kritisch mit dem Thema beschäftigt.

Inwiefern?

In der heutigen Medizin gibt es weniger Kontakt zwischen Arzt und Patient. Für viele Eingriffe wird nur ein Foto oder eine Videoaufnahme benötigt, aber Menschen sind keine Autos, bei denen man kurz ein Ersatzteil wechselt.

Die Ausstellung arbeitet auch mit Musik. Wie lässt sich die mit Medizin verbinden?

Den Popsong „I never promised you a rose garden“ gibt es als Antwort auf eine ausgestellte Bildserie zu hören. Das Lied bezieht sich auf den gleichnamigen Bestsellerroman von Hannah Green, die ihre psychische Erkrankung in dem Buch verarbeitet.

Welches ist Ihr Lieblingsexponat?

Wir haben originale anatomische Bildbände, zum Teil aus dem 18. Jahrhundert. Da findet man unglaublich gute Zeichnungen des menschlichen Körpers. Die sind für mich sinnlicher als die heutigen 3-D-Animationen.

Meinen Sie, die Menschen lassen sich zur Weihnachtszeit auf Krankheitsbilder ein?

Es ist ein ernstes Thema, aber auch humorvoll umgesetzt. Für mich hat die Ausstellung etwas Meditatives. Da kann man abschalten. INTERVIEW: JAHU

15 – 18 Uhr, noch bis 16. 1.

Das Kulturensemble im Park

Züricher Straße 40, Eintritt: 3€