Konsolidierung bei Russen-Disko

LINKSPARTEI Gabi Zimmer und Co. halten das Ergebnis von 2009, landen aber deutlich hinter den Grünen – anders als bei der Bundestagswahl vor acht Monaten

Die Linke versuchte im Wahlkampf, die Wanderung zur AfD zu stoppen

BERLIN taz | Der Applaus vor dem Karl-Liebknecht-Haus war eher ermutigend als frenetisch. Es hätte besser sein können, so der Tenor der zur Open-Air-Party erschienen Linken-Anhänger, die sich zu den Klängen einer russisch-ukrainischen Band an Bier und Bratwurst erfreuten. Sekt gab es nur für die Wahlkämpfer. Es hätte auch schlimmer kommen können: „Ich hatte zeitweilig befürchtet, dass wir weit hinter unser Ergebnis der Bundestagswahl zurückfallen“, sagte eine erleichterte Spitzenkandidatin Gabi Zimmer. Mit 7,5 Prozent (Stand: 21 Uhr) wird die Linke voraussichtlich einen der acht Sitze verlieren, die sie derzeit im EU-Parlament hat. Richtig gelöst wirkte Zimmer erst, als sie die Prognosen für die griechische Syriza erfuhr (28 Prozent): „Das ist auch ein Stück weit unser Erfolg“, sagte sie.

Konsolidierung hieß das etwas langweilige Ziel der Linken. Diesem Anspruch ist sie gerecht geworden. Den Popularitätsverlust der letzten Jahre hatte die Partei im Vorjahr mit der Bundestagswahl gestoppt, aber erst die Europawahl sollte beweisen, ob die Trendumkehr gelungen ist. Mit dem Ziel, wenigstens 8 Prozent – und damit ein halbes Prozent mehr als 2009 – zu holen, hängte sie die Trauben auch nicht allzu hoch.

Anders als die Großparteien versuchte die Linke erst gar nicht, Stimmenkapital aus ihrer deutschen Spitzenkandidatin Gabi Zimmer zu schlagen. Die Fraktionsvorsitzende der Konföderalen Fraktion der Vereinten Europäischen Linken ist in Brüssel geschätzt, in Deutschland wenig präsent. Stattdessen zelebrierte die Linke im Ukrainekonflikt die deutsch-sowjetische Freundschaft und machte auch sonst ein wenig auf Klassenkampf. Sie versuchte, die Wähler vom linken Rand und auch rechts davon mit Parolen abzuholen wie: „Keine Steuergelder für Zockerbanken“ und „Wer Europa will, muss es den Reichen nehmen“. Ein Versuch, die befürchtete Wählerwanderung zu den Sprücheklopfern der Alternative für Deutschland zu bremsen. Deren Inhalte – keine EU der geretteten Banken, eher pro Russland im Ukrainekonflikt – klangen zum Teil deckungsgleich. Die Strategie der Linkspartei ging nur bedingt auf.

ANNA LEHMANN