Schoko-Zar siegt in der Ukraine

NEBEN DER EU Milliardär Petro Poroschenko wird neuer Präsident

BERLIN taz/dpa | In der Ukraine hat der favorisierte Präsidentschaftskandidat Petro Poroschenko die Wahl bereits im ersten Durchgang gewonnen. Der Unternehmer kam auf fast 56 Prozent der Stimmen, wie aus der am Sonntagabend veröffentlichten Prognose hervorging.

Die frühere Regierungschefin Julia Timoschenko war den Angaben zufolge mit 12,9 Prozent weit abgeschlagen. Die Nachwahlbefragung wurde von drei Instituten vorgenommen.

Neuer Bürgermeister der Hauptstadt Kiew wird der ehemalige Boxprofi Vitali Klitschko. Er setzte sich laut Prognosen mit 57,4 Prozent durch.

Poroschenko hatte sich als einziger Oligarch des Landes von Anfang an offen hinter die proeuropäische Maidan-Bewegung gestellt und war ihr wichtigster Geldgeber. Einer Schätzung des US-Magazins Forbes zufolge beläuft sich sein Vermögen auf rund 1,3 Milliarden Euro.

Poroschenko gilt wegen seines Süßwarenkonzerns Roshen als Schoko-Zar der Ukraine. Der 48-jährige Milliardär hatte bereits die prowestliche Orange Revolution von 2004 mitfinanziert. Sein Fernsehsender berichtete damals wie heute detailliert über die Demonstrationen in Kiew. Der Befürworter einer EU-Annäherung saß in der Vergangenheit bereits als Chef des Nationalen Sicherheitsrates, als Außen- sowie als Wirtschaftsminister an den Hebeln der Macht.

Im Gegensatz zu Julia Timoschenko fordert Poroschenko keinen schnellen Nato-Beitritt. Im äußerst schwierigen Verhältnis zu Russland setzt Poroschenko weiter auf Dialog. Russland war bislang der wichtigste Markt für seine Süßwaren.

Bereits 1998 war der Jurist erstmals mit den Sozialdemokraten in das Parlament eingezogen. Mit diesen überwarf er sich aber bald. Poroschenko gehörte zu den Gründern der prorussischen Partei der Regionen, die Wiktor Janukowitsch ins Präsidentenamt hievte.

KLAUS HILLENBRAND

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