Glanzvolles Gerücht

Bread & Butter ist tot: Es lebe Bread & Butter im Kraftwerk! Nach vielem Hin und Her findet die erst abgesagte Modemesse im nächsten Jahr doch in Berlin statt. Heißt es

Als Karl-Heinz Müller, der Geschäftsführer der Bread & Butter, vor einem Monat kundtat, dass seine Messe nicht mehr in Berlin stattfinden würde, stand die Modeszene der Stadt erst mal unter Schock. Dieser Zustand ist nun einem nicht weniger spannenden gewichen. Denn: Es wird doch wieder eine Bread & Butter in Berlin stattfinden! Auch wenn dies bislang nur ein Gerücht ist.

Unter der Internetadresse www.breadandbutterberlin.com/kraftwerk aber wird mit einer anstrengenden Flash-Animation Eindeutiges versprochen: Vom 26. bis 28. Januar werde in Berlin mit maximal 100 ausgewählten Ausstellern ein neues Messekonzept gefahren, steht dort. Porno, Punkrock und Performance: Die Messe soll sich um das drehen, was Berlin am besten kann: Party machen in alten Industrieruinen. „This is not a tradeshow, this is a monster“, hallt es von der Webseite.

Eine Neuigkeit, die derzeit von Mund zu Mund wandert und dabei jedes Mal anders klingt. Eine Messe namens „Kraftwerk“, die nur einem kleinen Zirkel von Marktführern offensteht? Ist das eine große PR-Strategie oder der unvollendete Plan einer glanzvollen Veranstaltung? Noch gibt es kein offizielles Statement der Verantwortlichen. Die Bread & Butter hüllt sich in Schweigen.

Die Räume, die in dem Flash-Filmchen auf der Webseite gezeigt werden, sind jedenfalls die des alten Vattenfall-Gebäudes in Mitte. Dessen aktueller Mieter ist der Tresor-Betreiber Dimitri Hegemann. Ihm dürfte ein Angebot der Messemacher recht kommen. Trotzdem gibt es auch von ihm kein Eindeutiges Ja. Anita Bachelin, Chefin der zweiten großen Modemesse Berlins, der Premium, fände es toll, wenn das „Kraftwerk“-Konzept Wirklichkeit würde. Nur, gibt sie zu bedenken, solle sich Karl-Heinz Müller doch bitte mal entscheiden. Viele in Berlin nehmen ihm noch übel, dass er den Verdienstorden der Stadt von Klaus Wowereit angenommen hat, obwohl er da schon geplant haben musste, die Bread & Butter nur noch in Barcelona stattfinden zu lassen. Müller könnte jetzt sein Heldenbild wieder sanieren.

Wobei es schon recht absurd wäre, wenn doch wieder etwas stattfinden würde, was zuvor bereits abgesagt wurde. Bread-&-Butter-Sprecherin Danielle de Bie ließ Anfang der Woche wissen, ihr falle dazu nichts ein, sie habe auch keine Ahnung, woher diese Flash-Animation auf der Website komme. Dabei weiß längst jeder in der Branche, dass die Bread-&-Butter-Crew am 22. November potenzielle Aussteller zu einem geheimen Meeting nach Berlin einflog. Die Gerüchteküche wird wohl so lange am Brodeln bleiben, bis die Aushängeschilder der Streetwear-Branche ihre Teilnahme entweder zu- oder abgesagt haben.

Sie sollten sich das Event nicht entgehen lassen. Denn was auf der „Kraftwerk“-Webseite so laut angekündigt wird, macht Sinn. Berlin ist als Standort immer noch interessant, und dass man die Präsentationen großer Brands bündelt, ist nur schlüssig. Modepromoterin Rike Doepp, die mit ihrer Agentur V auf der Ideal, dem kleinen Event neben den großen Messen, vertreten ist, bringt die Sache auf den Punkt: „Die geplante Eliteveranstaltung, bei der die Großen in der Businesslounge übers Geschäft plaudern, ist eindeutig. Denn den Einkauf haben die großen Marken schon immer im Showroom gemacht und nicht auf dem Messestand. Es bleibt konsequent bei der Imageveranstaltung.“ Das „Kraftwerk“ könnte mit seinen großen Brands eine Lücke in der Fashion Week à la Berlin schließen. Von der Businesslounge im Kraftwerk würde man dann nämlich doch wieder in den kleinen Laden des Jungdesigners in Mitte fallen, in den man von vornherein fallen wollte. TIMO FELDHAUS