UN bereichern sich an Armut

HILFE Interner UN-Bericht: Internationale Helfer verdienen im Südsudan prächtig daran, Kriegern einen Neuanfang zu bieten. So prächtig, dass für die Sudanesen kaum etwas bleibt

JUBA/BERLIN taz | Eine interne Untersuchung der UN enthüllt schwere Mängel im Demobilisierungsprogramm für Südsudan, mit dem die UNO zehntausenden ehemaligen Bürgerkriegskämpfern ein neues ziviles Leben ermöglichen will. Laut einem unveröffentlichten Prüfbericht des zuständigen UN-Entwicklungsprogramms UNDP, der der taz vorliegt, kassieren dieses Jahr 50 internationale Fachkräfte dieses Programms Gehälter von insgesamt rund 14 Millionen Dollar. Darunter sind mehrere hochbezahlte Posten, die ursprünglich gar nicht vorgesehen waren. Dabei sind lediglich 105 der insgesamt 430 Millionen Dollar, die das Demobilisierungsprogramm kosten soll, bereits bei der UNO eingetroffen oder zugesagt worden. Die Bundesrepublik Deutschland beteiligt sich mit 2,4 Millionen Dollar.

„Das Programm kann 2011 nicht aufrechterhalten werden“, resümiert der UNDP-Bericht. Auf Nachfrage der taz erklärte die UN-Organisation, man überdenke, „wie wir das Programm verbessern können“.

Mit dem Vorhaben soll die Rückkehr von 90.000 ehemaligen Guerillakämpfern der früheren Rebellenarmee SPLA (Sudanesische Volksbefreiungsarmee) ins Zivilleben ermöglicht werden. Die SPLA führte über zwanzig Jahre lang im christlich-schwarzafrikanischen Süden Krieg gegen Sudans muslimisch-arabische Regierung und regiert Südsudan seit einem Friedensabkommen 2005 autonom. Am 9. Januar 2011 stimmen die Südsudanesen über ihre Unabhängigkeit ab. Die Zustimmung der Bevölkerung für einem eigenen Staat gilt als sicher.

Die Demobilisierung von SPLA-Kämpfern hätte eigentlich schon 2005 beginnen sollen. Nach taz-Recherchen ging die damals handschriftlich verfasste Liste der 90.000 Kandidaten aber verloren. Die ersten Demobilisierungen begannen erst 2009. Viele der Betroffenen sind unzufrieden, weil ihre Starthilfen nicht ausreichen, um ein neues Leben aufzubauen, während internationale Experten mehrere zehntausend Dollar im Monat kassieren.

Pro Soldat sollten eigentlich 1.500 Dollar zur Verfügung stehen, aber es bleibt nur ein Startpaket im Wert von rund 600 Dollar pro Mann übrig. Darunter sind auch Programme, die nicht auf die Bedürfnisse der Betroffenen zugeschnitten sind. Die Unzufriedenheit ehemaliger SPLA-Kämpfer wird als große Gefahr für die Stabilität eines unabhängigen Südsudans gewertet.

SCHLI, D.J., KLH

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