Das übertrifft alle Berlusconerien

betr.: „Ackermann kauft sich frei“, „B-Klasse-Freispruch“, taz vom 25. 11. 06

In den letzten 15 Jahren haben wir Zynismus und Skrupellosigkeit des Neoliberalismus ja zur Genüge kennen gelernt (so gründlich, dass mittlerweile selbst im „Establishment“ gelegentlich kritisch darüber gedacht bzw. sich geäußert wird). Die „Ackermann-Story“ allerdings schlägt dem Fass den Boden aus. Seit Jahren war ich nicht mehr so wütend, so empört, wie zu dem Zeitpunkt, als ich las, dass es vermutlich einen Deal zwischen Staatsanwaltschaft und Angeklagten zur Einstellung des Verfahrens geben wird.

Ackermann und die weiteren Angeklagten zahlen etwa 15 Prozent ihres – selbst angegebenen! – Jahresgehalts. Mein erster Gedanke, mein erstes Gefühl: Gut, dann geh ich Montag in die nächste Bank und hole, sagen wir, 50.000 raus. Sollte man mich der Tat verdächtigen, biete ich der Staatsanwaltschaft 7.500 fürs Staatssäckel: Einstellung des Verfahrens. Das übertrifft alle Berlusconerien. Endgültig: Rechtsstaat ade, willkommen in der Bananenrepublik.

MARTIN BERGER, Berlin

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