DILETTANTISCHER WESTEN HAT IRAN IN SCHLÜSSELPOSITION BEFÖRDERT
: Warten auf den nächsten Fehler der USA

Welch eine Genugtuung für den Iran, der international isoliert werden sollte: Nun wird er von allen Seiten händeringend um Hilfe im Kampf gegen den Terror gebeten. Auch Iraks Staatspräsident Dschalal Talabani hoffte bei seinem Besuch in Teheran auf Unterstützung der schiitischen Nachbarn. Gleichzeitig grübelt man in Washington darüber, wie aus dem selbst erzeugten Desaster herauszukommen ist – und ob man die Truppen aus dem Irak abziehen oder doch lieber aufstocken sollte. Derweil wartet man in Teheran gelassen auf die nächsten Fehler der USA.

Im Grunde müssten die Radikalislamisten im Iran den USA und ihren europäischen Verbündeten höchst dankbar sein. Denn sie waren es, die die größten Feinde Irans – die Taliban in Afghanistan und Saddam Hussein im Irak – aus dem Weg geräumt und die Einflussnahme Teherans in diesen beiden Ländern ermöglicht haben. Inzwischen ist die Rolle Irans in Afghanistan nicht mehr zu ignorieren, und im Irak läuft keine größere Entscheidung mehr ohne die Zustimmung Teherans. Damit nicht genug: In Libanon sitzt Teheran über die Hisbollah mit am Regierungstisch und in Palästina dank der Hamas. Zudem haben die Attacken Ahmadinedschads gegen die USA und Israel in der gesamten islamischen Welt einen Helden aus ihm gemacht.

Und nun ist es sogar so weit, dass sich in Washington immer mehr die Einsicht durchsetzt, nur mit Hilfe der „Schurken“ im Iran sei eine Rettung aus dem irakischen Desaster möglich. Dank der aggressiven Politik der USA und Israels und des Dilettantismus der EU ist Iran heute zu einer regionalen Großmacht geworden. Die Radikalislamisten um Ahmadinedschad können sich freuen. Die Sanktionsdrohungen wegen des Atomkonflikts stören sie nicht im Geringsten. Auch ihnen ist bewusst, dass der UN-Sicherheitsrat keine Beschlüsse zustande bringt und dass er einem brüllenden Löwen ohne Zähne gleicht. Sie und ihre islamistischen Verbündeten mitsamt allen terroristischen Organisationen in der Region fühlen sich mit Recht im Aufwind. Macht nur so weiter, rufen sie den USA und Europäern zu. Wir warten auf die nächsten Dummheiten. BAHMAN NIRUMAND