Klinik kündigt Konsequenzen an

KRANKENHAUS Nach dem sexuellen Missbrauch von Jungen durch einen Pfleger an der Helios-Klinik melden sich weitere besorgte Eltern. Hospital-Chef will jetzt den Ausbildungsstand der Mitarbeiter überprüfen

Nach den im Helios-Klinikum bekannt gewordenen Fällen von Kindesmissbrauch haben sich zwischen Dienstagabend und Mittwochnachmittag 20 besorgte Eltern bei der Telefon-Hotline des Krankenhauses gemeldet. Es gebe aber keine Hinweise auf neue Missbrauchsfälle, sagte Sprecherin Constanze von der Schulenburg am Mittwoch. Ein 27-jähriger Krankenpfleger soll ihren Angaben zufolge fünf Jungen sexuell missbraucht und Filmaufnahmen gemacht haben.

Laut Staatsanwaltschaft hat der mutmaßliche Täter inzwischen Vergehen an vier Kindern eingeräumt. Gegenstand des Haftbefehls waren zunächst zwei Jungen und drei Taten. Es sei jedoch mit weiteren Taten zu rechnen, die durch die Ermittlungen noch konkretisiert werden müssen, sagte Martin Steltner, der Sprecher der Staatsanwaltschaft.

Klinikums-Geschäftsführer Christian Straub kündigte unterdessen Konsequenzen an. So solle der Ausbildungsstand der Mitarbeiter geprüft werden, sagte er in einem Radiointerview. Zu den Anrufen bei der Hotline sagte von der Schulenburg: „Die meisten Eltern wollen wissen, ob die Möglichkeit besteht, dass auch ihrem Kind etwas widerfahren ist.“ Allen Eltern, die nicht einen Jungen im Alter von fünf bis elf Jahren hätten, könne jedoch Entwarnung gegeben werden. Ob über die fünf Fälle hinaus noch weitere Kinder betroffen seien, müssten die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft zeigen.

Die Geschäftsführung hat laut Straub Kontakt zu zwei Organisationen aufgenommen, die über Beratung und Begleitung sexuell missbrauchter Kinder und deren Eltern informieren. „Wir erhoffen uns dadurch Inspiration und Information, um hier mehr Sicherheit zu gewinnen“, sagte er. Darüber hinaus wolle die Klinikleitung die internen Abläufe und Organisationsstrukturen prüfen.

Handy-Aufnahmen gefunden

Der Pfleger, der seit Oktober 2009 auf der Kinderintensivstation arbeitete, ist laut Staatsanwaltschaft am vergangenen Freitag verhaftet worden. Zuvor hatte ein mutmaßlich betroffener Junge seinen Eltern von den Taten erzählt. Nach der Festnahme fanden die Ermittler Handy-Aufnahmen der Taten. In Untersuchungshaft hatte der Mann versucht, sich das Leben zu nehmen. Er befindet sich nach Auskunft der Staatsanwaltschaft weiterhin in einem „kritischen Zustand“ und in medizinischer Behandlung. (dpa)

■  Eltern können sich telefonisch unter (0 30) 9 40 15 44 44 an das Klinikum wenden (8 bis 20 Uhr). Das Klinikum bietet auch psychologische Betreuung an