KUNSTRÄUME

Ungewöhnlich I.: Die Aufklärung hat viel Kunst aus den Kirchen in die Museen geschafft. Die Eventkultur holt die kultische Verehrung zurück ins Museum. Und manchmal kann eben auch ein Pastor was Kluges zu Bildern sagen. So, 26. 12., 11 Uhr: Andacht mit Pastor Prof. Dr. Hans-Jürgen Benedict zur „Ruhe auf der der Flucht“ von Philipp Otto Runge. Treffpunkt: Lichthof Galerie der Gegenwart, Hamburger Kunsthalle, Glockengießerwall.

Ungewöhnlich II.: Diese erstmals überhaupt in Deutschland gezeigte südamerikanische Kunst wird normalerweise eher an anderen Orten erwartet: In edler Präsentation sind herausragende Stücke feinkolorierter kolonialbarocker Kirchenkunst im Völkerkundemuseum zu sehen. Obwohl erstaunlich wenig kunstgeschichtlich kommentiert, ist es vielleicht die ungewöhnlichste Hamburger Kunstausstellung des Jahres. Wie eine Staatsaktion macht sie das ecuadorianische Nationalheiligtum, die seltsamerweise geflügelte und fast tänzerisch gedrehte Madonna aus Quito zugänglich und zeigt darüber hinaus in Malerei und Skulptur eine hochbarocke, bis auf wenige Synkretismen ganz spanisch-europäisch wirkende Kunst, die gleichwohl weitgehend von indigenen Künstlern im fernen Andenland erstellt wurde. Museum für Völkerkunde , Rothenbaumchaussee 64, Di – So 10 – 18, Do bis 21 Uhr. Bis 27. 2. 2011 www.voelkerkundemuseum.com

Ungewöhnlich III.: Noch nie war die Präsentation der Bewerber für das Hamburg-Stipendium eine derart gute Ausstellung. Eigentlich soll sich ja nur die Jury eine Meinung machen. Aber seit einigen Jahren – und diesmal besonders – kommt diese zufällige Ansammlung von Kunst einer kuratierten Schau aktueller, in Hamburg entstandener Kunst sehr nahe. Von der Politkunst von Jokinen über die mit Sprühfarbe und Absperrketten leicht gesetzten Raumbestimmungen von Andrea Winkler und die plastischen Paradoxa von Anna Lena Grau bis zu den Farb-Materialien von Michael Conrads … unbedingt anschauen! Kunsthaus Hamburg, Klosterwall 15, Di – So 11 – 18 Uhr. Bis 9. 1. 2011 HAJO SCHIFF