Mit Parfum gegen Dieselstinker

Weil die Logistikunternehmen von alleine kaum auf umweltfreundlichere Erdgasfahrzeuge umsteigen, werden sie in Bremen nun mit Geld von der EU unterstützt. Das soll auch beim Aufbau eines Netzes von Erdgas-Tankstellen helfen

Es ist wie mit der Henne und dem Ei: Es gibt kaum Erdgas-Tankstellen, also auch kaum Fahrzeuge mit Erdgasantrieb. Und umgekehrt verhält es sich genauso. Also hat man sich in Bremen ein von der EU gefördertes Projekt ausgedacht, „Parfum“ mit Namen. Es hat sich zum Ziel gesetzt, möglichst viele mit Diesel betriebene Nutzfahrzeuge von der Straße zu drängen – und das mit EU-Mitteln zu subventionieren. „Ein Modellprojekt“, sagt Leiter Michael Glotz-Richter, „mit Vorbildcharakter für andere Kommunen“.

„Parfum“ steht dabei für „Particulates, Freight and Heavy Duty Vehicles in Urban Environments“, zu deutsch: „Feinstaub, LKW und Nutzfahrzeuge in städtischer Umwelt“. Bremen erreicht bei der Belastung mit Feinstaub bundesweit Spitzenwerte: Einzelne Messpunkte verzeichnen bereits 60 Überschreitungen des zulässigen Grenzwertes im laufenden Jahr – zulässig sind 35.

Mit „Parfum“ soll nun die Zahl der erdgasbetriebenen Lieferfahrzeuge erhöht werden, die der dazugehörigen Tankstellen ebenso. Außerdem wird in der Bremer Innenstadt ein so genannter „Umwelt-Ladepunkt“ errichtet. Er ist dem täglichen Auslieferverkehr der Kurierdienste zugedacht, darf aber nur von jenen genutzt werden, deren Fahrzeuge mindestens die „Euro V- Norm“ erfüllen. Alle anderen müssen weiterhin nach einem der raren Parkplätze suchen und im Zweifelsfall auch das fällige Knöllchen bezahlen.

Das auf 30 Monate angelegte Projekt läuft in Bremen, Rotterdam und Padua – „drei Städten mit besonders hoher Luftbelastung im Frachtverkehr“, wie Glotz-Richter sagt. Die EU gibt dafür gut 900.000 Euro aus, knapp die Hälfte davon fließt nach Bremen. Dabei kooperiert das Umweltressort der Hansestadt sowohl mit dem Bremer Energiekonzern swb als auch mit dem Logistikdienstleister DHL/ Deutsche Post. Letzterer hat versprochen, in seiner 76 Fahrzeuge umfassenden Flotte in Bremen die Zahl der mit Erdgas betriebenen von sieben auf zwölf zu erhöhen. Dafür wird er von „Parfum“ unterstützt – weil ein herkömmlicher Diesel billiger wäre. In Stuttgart betreibt DHL schon jetzt 30 Erdags-Fahrzeuge. „Stuttgart hat noch mehr Probleme mit Feinstaub“, sagt Peter Sonnabend von DHL. „Wir wollen dauerhaft ein Umfeld für Erdgasfahrzeuge schaffen.“

Und weil sich das für die Unternehmen allein nicht rechnet, lässt DHL sich die finanzielle Mehrbelastung von der EU „abmildern“, wie Sonnabend das nennt. „Die Allgemeinheit hat davon einen Vorteil“, sagt Glotz-Richter, deswegen seien auch die Fördergelder „zu rechtfertigen“. Statt auf restriktive Maßnahmen zu setzen sei es besser, jetzt „in Vorleistung“ zu gehen und Aufbauarbeit zu leisten. MNZ