„Auch Häkeldecken“

Wohin mit den überflüssigen Geschenken?

■ 44, engagiert sich seit vier Jahren im Verein Contrazt e. V. Er arbeitet als Hausmeister und Küster der Michaelis-Kirche Neugraben Foto: privat

taz: Herr Paap, wie ist das normalerweise im Umsonstladen nach den Feiertagen: Erreicht Sie eine Flut an ungewollten Geschenken?

Paul Paap: Nein, schön wär’s. Wir bekommen wenig Neues, dafür viel Gebrauchtes. Geschenke, die die Leute loswerden möchten, wollen sie meistens noch vermarkten, auf dem Flohmarkt, bei Ebay, oder sie tauschen sie gegen Geld oder Ware um.

Nehmen Sie denn jede Gabe an, auch unschöne Häkeldecken von Oma?

Gern auch Häkeldecken. Solange wir es in unseren Räumen lagern können, dürfen Sie alles vorbeibringen, was gebrauchsfähig ist. Es gibt wenig, was in unserem Laden lange liegen bleibt. Wer etwas mitnehmen möchte, darf das auch jederzeit tun, das Maximum liegt bei drei Gegenständen.

Was steckt hinter dem Prinzip eines Umsonstladens?

Dass man etwas gibt, was man nicht braucht, mit dem Gedanken: Vielleicht kann es ja einem anderen nützen. Man soll sich nichts qualvoll aus dem Herzen reißen. Aber indem man Dinge abgibt, gewinnt man ja auch Abstand und Freiraum.

Geht es nicht auch um Kapitalismuskritik?

Klar. Wir Menschen haben doch eigentlich schon alles. Man beschäftigt sich vor Weihnachten so lange mit dem Geschenkekauf, und plötzlich ist alles ganz schnell vorbei. Ich denke, man kann seine Zeit auch besser nutzen. INTERVIEW: EMS

Umsonstladen Harburg „geben & nehmen“, Wallgraben 42, heute geöffnet von 16 bis 19 Uhr