Atomkraft sticht Kohle aus

ENERGIEZUKUNFT Zwei der drei in Brunsbüttel geplanten Kohlekraftwerke stehen vor dem Aus

Die Stadtwerke Rothenburg wollen nun lieber in lokale Blockheizkraftwerke investieren

Atomkraft ist Klimaschutz. Diese Parole der Atomlobby scheint sich in Brunsbüttel zu bewahrheiten. Weil die Bundesregierung die Laufzeitverlängerung für deutsche Kernkraft beschlossen hat, stehen gleich zwei der drei in Brunsbüttel geplanten Kohlekraftwerke vor dem Aus.

Ausstiegsprojekt Nummer eins ist das von dem Tübinger Stadtwerke-Konsortium Südweststrom (SWS) geplante 1.600-Megawatt-Steinkohlekraftwerk. Bereits am 3. Dezember hatten die Gesellschafter des Stadtwerkeverbunds erklärt, das geplante Kraftwerk zumindest auf Eis zu legen. „Es wurde beschlossen, den Bau noch nicht zu beginnen, sondern erst die Auswirkungen der politischen Rahmenbedingungen näher zu analysieren“, erklärte Stefan Schaller, Geschäftsführer der an der SWS beteiligten Energie Waldesck-Frankenberg (EWF).

EWF-Aufsichtsratschef Reinhard Kubat kündigte an, die bisherigen EWF-Planungskosten von 850.000 Euro vermutlich als Verlust abzuschreiben – darüber werde das Gremium am 21. Januar entscheiden. Zuvor hatte bereits der Aufsichtsrat der Stadtwerke Rothenburg verkündet, aus den Kraftwerksplanungen auszusteigen und stattdessen lieber in lokale Blockheizkraftwerke zu investieren.

Trotzdem verabschiedete der Brunsbütteler Stadtrat noch am 22. Dezember einen Bebauungsplan für den Kohlemeiler. Die Bürgerinitiative Unterelbe kündigte an, gegen den B-Plan Klage zu erheben, da dieser nach ihrer Einschätzung nur dazu diene, „der SWS einen Verkauf der Gesamtplanung zu ermöglichen.“

Ausstiegsprojekt Nummer zwei: Nach Mitteilung der BI verkündete der französische Energiekonzern GdF Suez am Vortag von Heiligabend eine weitere ökologische Bescherung. Telefonisch, so BI-Sprecher Karsten Hinrichsen, habe Projektleiter Frank Albers der Initiative mitgeteilt, vom Bau eines zweiten Kohlemeilers, in der Größenordnung von 800 Megawatt, Abstand zu nehmen. Grund sei die fehlende Rechtssicherheit des Projekts. Eine offizielle Bestätigung der GdF Suez steht aber noch aus. MARCO CARINI