Ostsee droht Überfremdung

Eine fremde Quallen-Art droht sich in der Ostsee so massiv zu vermehren, dass die Fischbestände schon bald in Gefahr geraten könnten. Erst Mitte Oktober hatten Forscher vom Leibniz- Institut für Meereswissenschaften (IFM Geomar) zum ersten Mal Rippenquallen in der Kieler Förde entdeckt; seitdem hat deren Zahl fast explosionsartig zugenommen. „Am Anfang hatten wir 30 Individuen pro Kubikmeter Wasser, bei der letzten Messung waren es 90. Wenn das so weitergeht, haben wir bald Zustände wie im Schwarzen Meer“, sagte der Kieler Professor für Meeresbiologie, Ulrich Sommer.

Dort hatte eine Dichte von 250 Quallen pro Kubikmeter Wasser vor gut 15 Jahren einen drastischen Rückgang der Fischbestände bewirkt. „Falls die Quallen in der Kieler Förde überwintern und sich dabei von tierischen Kleinstlebewesen, dem so genannten Zooplankton ernähren, könnte es im nächsten Jahr weniger Heringe und Sprotten geben“, sagte Sommer. Im Frühjahr könnten die Rippenquallen dann einerseits den Fischlarven die Nahrung wegfressen, andererseits ernähre sich die Qualle auch von Fischeiern.

„Allerdings wissen wir noch nicht, wie sich die Rippenqualle über den Winter verhält; ein massiver Anstieg im Spätherbst ist noch keine Gefahr“, sagte der Meeresforscher. Es gebe noch keine Erfahrungen mit dieser Quallenart in dieser Region. Biologische „Invasionen“ nehmen mit dem wachsenden Schiffsverkehr weltweit zu. DPA