„Mit dem Raumschiff nach Chile“

WAS KOMMT? Benjamin Wohlrab ist zehn Jahre alt. Im Jahr 2020 will er Schauspieler werden, viel Geld verdienen und zwischen Berlin und Südamerika pendeln

■  Mit dem Jahreswechsel beginnt auch ein neues Jahrzehnt. Die taz nimmt das zum Anlass, gleich zehn Jahre vorauszuschauen. Wie wird Berlin sein im Jahr 2020? Wie wird sich die Stadt entwickeln? Wird sie komplett von Touristen übernommen? Wird sich die Arbeit in der Stadt ohne Industrie ändern? Was wird aus den Bürgerbewegungen? Und was aus dem Verkehr? Wie entwickelt sich das Zusammenleben der Kulturen? Und die Kultur selbst?

■  Die taz hat sich umgeschaut, Experten gefragt – und ganz normale Berliner aller Altersklassen. Die Antworten präsentieren wir bis Anfang Januar in unserer Serie „Berlin 2020“. Ganz einfach ist so ein Ausblick in die Zukunft nie. Das zeigt auch unsere kleine Auswahl von Berlin-Utopien aus verschiedenen Zeiten, mit denen wir unserer Serie bebildern. (taz)

„Ich will Schauspieler werden. Deshalb möchte ich, wenn ich 20 Jahre alt bin, auf eine Schauspielschule gehen. Ich wäre gerne berühmt. Und ein paar Millionen würde ich auch gerne verdienen.

Ich bin schon öfters aufgetreten. Zum Beispiel auf einem Schulfest bei einer Michael-Jackson-Nummer. Wir haben zu ‚Smooth Criminal‘ getanzt. Ich bekam einen Extra-Applaus, weil ich ein Kunststück vorführte. Ich habe ein Rad geschlagen. Artistische Sachen mag ich sowieso gerne. Ich spiele zum Beispiel öfters Diabolo. Man jongliert es auf einer Schnur zwischen zwei Stöcken, bringt es in Schwung und wirft es in die Luft. Da kann ich inzwischen schon einige Tricks.

Wenn das mit der Schauspielerei schiefgeht, würde ich gerne Sport studieren. Oder ich werde Schlagzeuger in einer Rockband. Ich spiele schon ein bisschen Schlagzeug, Musik macht mir total Spaß. Meine Lieblingsband kommt aus Argentinien, sie heißt ‚Los Fabulosos Cadillacs‘. Die finde ich richtig toll.

Ich habe mit meiner Familie bis letzten Sommer in Chile gelebt, weil meine Mutter da als Lehrerin arbeitete. Insgesamt waren wir zweieinhalb Jahre in Südamerika. Später möchte ich schon in Berlin wohnen. Aber wenn ich genug Geld hätte, würde ich alle paar Monate nach Chile fliegen. Meine besten Freunde leben dort. Ganz nach Chile ziehen will ich aber nicht. Ich müsste ja dann als Schauspieler spanisch reden, das ist wahrscheinlich nicht so leicht. Ich kann zwar gut Spanisch, aber meine Muttersprache ist eben doch Deutsch. Außerdem gefällt mir Berlin, hier schneit es zum Beispiel. So viel Schnee gibt es in Chile nicht.

Es ist schon ganz schön weit bis nach Südamerika. Aber ich glaube, dass sich bei der Fortbewegung in den nächsten zehn Jahren viel verändern wird. Ich kann mir zum Beispiel vorstellen, dass die Autos dann nicht mehr auf der Straße fahren, sondern per Anziehungskraft durch die Luft schweben. Die Menschen werden bestimmt auch im Weltall weiterforschen. Vielleicht entdecken sie sogar einen anderen Planeten mit Leben. Vielleicht wird ja auch ein Raumschiff erfunden, in das man in Berlin einsteigen kann und in zehn Minuten in Chile ist. Das fänd ich super.“

„Wenn das mit der Schauspielerei schiefgeht, würde ich gerne Sport studieren. Oder ich werde Schlagzeuger in einer Rockband“

PROTOKOLL: ANTJE LANG-LENDORFF