Eine Pause für die Haut

HITZSCHLAG & SONNENBRAND Der Sommer kommt, bald rollen die Familien wieder Richtung Strand. Stundenlanges Baden und Sandburgenbauen bergen jedoch Risiken – worauf Eltern achten müssen, erklärt der Kinderarzt Thomas Hoek

„Sobald die Kinder müde oder quengelig werden, sollte der Strand für ein paar Stunden verlassen werden“

Mit Schaufeln und Eimern geht es endlich los. An den Strand, das Kinderparadies. Doch die Idylle hat Tücken: Während die frische Brise die Haut angenehm kühlt, bombardieren UV-Strahlen die Zellen. Schatten? Nicht in Sicht. „Besonders bei Kindern kommt es schnell zu Verbrennungen“, warnt Dr. Thomas Hoek, Kinder- und Jugendarzt aus Hamburg. Und das ist gefährlich: „Sonnenbrände sind reines Gift für die Haut und erhöhen das Krebsrisiko deutlich.“

Einen Sonnenbrand zu vermeiden, ist dabei gar nicht so leicht. Wenn sich die Haut erst rötet, ist es längst zu spät. „Eltern müssen sehr diszipliniert bestimmten Regeln folgen, damit die Haut ihres Kindes keinen Schaden nimmt“, sagt Hoek. Regel Nummer eins: nicht zu lange am Strand bleiben. „Von ganzen Tagen rate ich ab.“ Selbst wenn es bereits am Morgen mit Sack und Pack ans Wasser geht, sollte alle zwei bis drei Stunden ein schattiges Plätzchen aufgesucht werden. Ob Eisdiele oder bewaldete Dünen: Hauptsache, die Haut bekommt eine Pause. Und pralle Mittagssonne ist grundsätzlich nichts für Kinder. „Hier verschätzt man sich schnell“, sagt der Kinderarzt, „doch die Sonne hat jetzt die meiste Kraft.“

Rund eine Stunde, bevor es an den Strand geht, muss die Kinderhaut mit einem hochwertigen UV-Schutzmittel eingecremt werden – und zwar von Kopf bis Fuß. Hoek rät, beim Einkauf genau hinzuschauen: „Sonnencremes sind keine medizinischen Produkte und unterliegen deshalb keinen festen Standards.“ Anhaltspunkte bieten Untersuchungen etwa der Stiftung Warentest. Der Kinderarzt empfiehlt Produkte mit mineralischem statt synthetischem Filter. Dabei legten sich die Schutzpigmente „auf die Haut, anstatt in sie einzudringen“. Alle paar Stunden muss nachgecremt werden, denn Sand und Wasser schmirgeln die Schutzschicht ab. „Sehr praktisch ist deshalb auch Strandbekleidung mit integriertem UV-Schutz. Damit können die Kinder sogar ins Wasser gehen.“

Nicht zu vergessen: eine Kopfbedeckung. Sonst „kommt es bei feinem Haar schnell zu einem schmerzhaften Sonnenbrand auf der Kopfhaut“. Ein weiteres Plus: Mützen und Kappen beugender Überhitzung vor. Knallt nämlich die Sonne auf den Kinderkopf, leidet das Gehirn – Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit, sogar Ohnmacht und Kreislaufkollaps sind die gefährlichen Folgen. Besonders bei kleinen Kindern im Vorschulalter ist das Hitze-Limit schnell erreicht. „Trinken ist das A und O“, sagt der Kinderarzt, „vor allem Wasser oder ungesüßte Tees.“ Ab und zu leiste auch ein Eis seinen Beitrag.

„Sobald die Kinder müde oder quengelig werden, sollte der Strand für ein paar Stunden verlassen werden.“ Ein Mittagsschlaf im abgedunkelten Zimmer stärkt die Kräfte der ganz Kleinen. „Ältere Kinder finden es häufig angenehm, nach dem Strand halbwarm zu duschen oder zu baden, um die Körpertemperatur wieder zu senken.“ Bei Kopfschmerzen oder Übelkeit helfen Elektrolytlösungen oder Sportlerdrinks: „Sie gleichen eine leichte Austrocknung schnell wieder aus.“

Und was gilt bei einem Sonnenbrand? „Bei einer leichten Rötung sind kühlende After-Sun-Lotions angenehm“, sagt Hoek. Bei schwereren Verbrennung kann – auf ärztlichen Rat – eine kortisonhaltige Creme aufgetragen werden. „Soweit sollte es aber möglichst gar nicht erst kommen.“  BETTINA LEVECKE