Zurückbleiben bitte

S-BAHN Zugführer sollen in ihren Durchsagen die Fahrgäste vor zusteigenden Musikern gewarnt haben

In Hamburg hat die U-Bahn die Durchsagen „Zurückbleiben bitte“ abgeschafft. Um Strom zu sparen. Momentan sorgt allerdings die S-Bahn mit anderen Durchsagen für Unmut bei den Fahrgästen. Eine Leserin machte die taz darauf aufmerksam, dass es Durchsagen gegen einsteigende Musikanten gebe. Über einen sehr ähnlichen Fall hat die taz schon im November berichtet.

Die Durchsage richte sich klar gegen die Musiker, sagt die taz-Leserin: Man solle ihnen doch bitte kein Geld geben, da es sich um Mitglieder organisierter Bettlerbanden handele. Stattdessen solle man an Hamburger Kitas spenden.

Auf Anfrage der taz sagt Egbert Meyer-Lovis, Sprecher der S-Bahn-Mutter Deutsche Bahn, dass es weder konkrete Anweisungen zu solchen Ansagen, noch irgendwelche Vorgaben für den Zugführer gebe für den Fall, dass Musikanten zusteigen.

Sabine Brunkhorst, auch sie eine Sprecherin der Deutschen Bahn, sagt dagegen, dass Durchsagen, die auf Verbote hinweisen, durchaus erlaubt seien. Auch wenn die Durchsagen die Musiker nicht ansprächen, sondern sich an die Fahrgäste richteten, seien sie legitim, denn sie sollten einen abschreckenden Charakter haben. Außerdem würden die Musiker das Betteln nur unterlassen, wenn die Gäste ihnen nichts mehr geben würden, so Brunkhorst.

Gerade über bettelnde Musiker gebe es immer wieder Beschwerden, da sich die Fahrgäste belästigt fühlten, sagt Brunkhorst. Die Bahn sei dem Vorwurf nachgegangen und habe mit dem Lokführer über den Vorfall gesprochen. Was das Gespräch ergab, sei ihr leider nicht bekannt. Meyer-Lovis dagegen sagt, dass der Lokführer „eigenmächtig“ gehandelt und definitiv „die falsche Wortwahl“ verwendet hätte, sollte sich sich der Verdacht der diskriminierenden Durchsage erhärten.

Prinzipiell wolle die Bahn niemanden diskriminieren, sagt Meyer-Lovis, „und wir können uns dann dafür nur entschuldigen“. In der Hausordnung des HVV stehe allerdings auch, dass das Musizieren und Betteln in der Bahn verboten sei. Wie Zugführer darauf kommen könnten, dass die Musiker zur organisierten Kriminalität gehören, konnte der Bahnsprecher auch nicht sagen.  FRIDA KAMMERER