Madsacks Vision

Es sollte Ausdruck einer Revolution sein und ist doch merkwürdig erdverbunden: Fritz Högers „Anzeiger-Hochhaus“ von 1927 steht mitten in Hannover. Mit 51 Metern für deutsche Verhältnisse ungewöhnlich hoch, sollte es nach dem Willen des Verlegers August Madsack ein Pressehaus für das Zeitalter der drahtlosen Telegrafie, des Rundfunks und des Fernschreibers sein. Es entstand ein Gebäude mit einer stark die Vertikale betonenden expressionistischen Fassade, hinter der sich ein Stahlskelettbau verbirgt. Die Modernität der Bauweise und das Raketenhafte der Fassade wird auf die Erde rückgebunden durch den Backstein als Baumaterial und den archaisch anmutenden Fassadenschmuck. Gekrönt wird das Haus von einer zwölf Meter hohen, grünen Kuppel, in die Madsack ein Planetarium bauen ließ. Die Kuppel war der einzige Teil des Gebäudes, der im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde. Heute beherbergt sie das höchstgelegene Kino Deutschlands. Madsacks Vision von einem Gebäude mit Fernwirkung sollte sich erfüllen: In seinem Hochhaus, Heimat der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung und der Neuen Presse, wurde Mediengeschichte geschrieben – 1946 erschien hier erstmals das Nachrichtenmagazin Der Spiegel, 1948 gründete Henri Nannen hier den Stern.  KNÖ