Boxclub auf Urlaub

Sechs Wochen Sommersonnewindundschnaps in der dänischen Südsee hatten uns zerzaust und den einen oder anderen zivilisatorischen Rückschritt beigebracht, als wir mit zehn Segelkuttern in den Hafen an der schleswig-holsteinischen Ostseeküste einfielen – und dann ragte vor uns dieses Betonungetüm auf: Damp 2000. Glatt. Grau. Abweisend. Allein schon der Name klang damals, in den Achtzigern, nach einer irgendwie irrealen Zukunft. Und wie diese Hochhausagglomeration an der Wasserkante das beschauliche Fischerdörfchen Damp mit seinen Reetdächern an die Seite gedrängt hatte – das fanden wir nicht in Ordnung. Kein Wunder, dachten wir, dass wir, die wir uns für die Wildesten unter den Wilden hielten, nach gerade mal einer Stunde feste aufs Maul bekamen. Kein Wunder, wenn die Häuser genauso aussahen, wie wir uns die Heimat der hier urlaubenden Ruhrpottler vorstellten und das Regenwetter das gleiche war wie dort, nur mit mehr Regen (dass wir mit einem Boxclub auf Urlaub aneinander geraten waren, erfuhren wir erst einen abgebrochenen Zahn und eine Platzwunde später beim Versöhnungsbier). Dass Damp 2000 sozusagen das schleswig-holsteinische Benidorm war, in die Höhe gebaut, statt die Ostseeküste quadratkilometerweise mit Ferien-Schuhkartons vollzupflastern – das wurde uns erst viele Jahre später klar.  JANK