Harte Landung für Überflieger

Eigentlich sollte Jochen Großmann (Foto) sich als Technikchef am Berliner Großpannenflughafen BER um den Brandschutz kümmern. Jetzt stellt sich heraus, dass er womöglich nicht nur als Lobbyist für die Sicherheit, sondern auch für die eigene Sache unterwegs war. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Bestechlichkeit und hat seine Wohnung durchsucht, die Flughafengesellschaft hat ihn freigestellt. Er soll von einer Firma 500.000 Euro Schmiergeld dafür gefordert haben, dass diese Firma einen Auftrag bekommt.

Großmann ist Honorarprofessor an der Technischen Universität Chemnitz, er wurde im April als „Sachsens Unternehmer des Jahres“ auf Platz zwei ausgezeichnet. Der Flughafen hatte ihn vor knapp einem Jahr geholt, um für funktionierenden Brandschutz zu sorgen. Das größte Problem ist die zentrale Entrauchungsanlage – von Großmann „das Monster“ genannt. Er sagte: „Wir haben die Anlage nachgerechnet, und man muss ganz klar sagen: Es war ein Planungsfehler.“ Die Anlage müsse zerlegt und in mehrere Abschnitte unterteilt werden. Als leitender Angestellter konnte er mitentscheiden, wer die Aufträge erhielt.

Für das Pannenprojekt sind die Korruptionsermittlungen ein weiterer Rückschlag. Dabei war der Flughafen schon einmal so kurz vor der Eröffnung: Am 3. Juni 2012 sollte er in Betrieb gehen. Nur vier Wochen vorher wurde der Termin abgeblasen. Nach wie vor ist nicht erkennbar, welchen Weg die Flughafengesellschaft einschlagen will, um den Bau doch noch fertigzustellen. Jetzt braucht die Flughafengesellschaft erst einmal einen neuen Technik-Chef. Und sie muss die Frage klären, welche von Großmanns Planungen für den Umbau des Monsters wirklich dem Brandschutz dienten und welche eher seiner persönlichen Bereicherung. SEBASTIAN HEISER